Schwarz-Hiller von Jiskor, Rudolf (1876-1932), Rechtsanwalt und Politiker

— -Hiller von Jiskor Rudolf, Schwarz-H. v. J., Rechtsanwalt und Politiker. Geb. Wien, 14. 8. 1876; gest. ebenda, 18. 7. 1932. Sohn eines Kaufmanns; mos. Ursprüngl. Schwarz, ab 1906 offizielle Namensänderung auf Schwarz-Hiller. Nach dem Besuch des Gymn. in Wien stud. S. an der Univ. Wien ab 1894 Jus; 1899 Dr. jur., war er in der Folge nach der Gerichtspraxis und als Konzipient in einer Rechtsanwaltskanzlei tätig. 1907 unterstützte S. den mit ihm befreundeten Julius Ofner (s. d.) in der Leopoldstadt bei den Reichsratswahlen, was zur Gründung des Freiheitl.-Sozialen Ver. Leopoldstadt führte, dessen Obmann S. in der Folge wurde. Ab 1906 führte S.eine eigene Kanzlei als Hof- und Gerichtsadvokat in Wien und hatte seine Klientel vorwiegend in der Wr. Kaufmannschaft. Nach erfolglosen Kandidaturen bei den nö. Landtagswahlen 1908 und 1910 wurde S. 1910 als Mandatar der Demokrat. Partei in den Wr. Gmd. Rat gewählt und 1914 zum Leiter der neu gegründeten „Zentralstelle der Fürsorge für die Flüchtlinge aus Galizien und der Bukowina“ bestellt, die 1915 in „Zentralstelle der Fürsorge für Kriegsflüchtlinge“ umbenannt wurde. 1914–18 war S. als Leitungsmitgl. der Freiheitl.-Bürgerl. in der Obmännerkonferenz, die an Stelle des Gmd.Rats tagte, vertreten. Ferner war er Vorstandsmitgl. der IKG Wien und 1916 Mitgl. des Österr. Zentralkomitees zur Wahrung der staatsbürgerl. Interessen der jüd. Bevölkerung im östl. Kriegsgebiet. 1917 vom Gmd.Rat in die Leitung des Volksbekleidungsamts delegiert, wurde S. 1918 in das Aktionskomitee für jüd. Kultus- und Erziehungswesen gewählt und gehörte für die Freiheitl.-Bürgerl. dem prov. Gmd.Rat an. Als Wr. Delegierter nahm S. 1918/19 an den Verhh. mit der Entente über die Sicherung der Lebensmittel- und Kohlenversorgung Wiens teil und war 1919–23 für die Vereinigten demokrat. Parteien Wiens neuerl. im Gmd.Rat. Kandidaturen zu den Nationalratswahlen 1920 und 1923 sowie für die Jüd. Wahlgemeinschaft bei der Gmd.Ratswahl 1923 blieben erfolglos, weswegen sich S. von der Politik zurückzog. Er wirkte jedoch bis zuletzt in verschiedenen wirtschaftl. Gremien mit, u. a. im Verwaltungsrat der Wr. Messe AG, als Präs. des Hauptverbandes der Wr. Messe-Interessenten, ab 1926 als Vorstandsmitgl. des Ver. reisender Kaufleute, als Verwaltungsrat des Nö. Gewerbever. und lange Zeit als Mitgl. des Schieds- und Ehrengerichtes des Österr. Fachschriftstellerverbandes. 1917 wurde S. in den Ritterstand erhoben.

W.: J. Ofner als Erzieher, in: J. Ofner zum 70ten Geburtstage, 1915; Jüd. Kinder aus dem Osten, in: Die Wahrheit, 1918, Nr. 20, S. 5f.; Zur Wahl am 17. Oktober, ebenda, 1920, Nr. 16, S. 4f.; Die Jüd. Wahlgemeinschaft, in: Wr. Morgenztg., 18. 10. 1923, 2. Wahl-Nr., S. 1.
L. (meist unter S.-H.): Wr. Morgenztg., 3. 10. 1923; NWT, 18. und 20. (mit Bild), N. Fr. Pr., 19. 7. 1932; Jb.der Wr. Ges.; Der Reisende Kaufmann 41, 1926, Nr. 1168, S. 4; Die Stimme 5, 1932, Nr. 237, S. 7; Die neue Welt 6, 1932, Nr. 253, S. 8; Oesterr. Anwalts-Ztg. 9, 1932, S. 294f.; Die Wahrheit 48, 1932, Nr. 30, S. 4f.; J. Kreppel, Juden und Judentum von heute, 1925, S. 67f., 153, 286, nach 336 (Bild); F. Patzer, Der Wr. Gmd.Rat 1918–34 (= Wr. Schriften 15), 1961, S. 25, 297, 301; H. Jäger-Sunstenau, Wappen, Stammbaum und kein Ende, 1986, S. 201ff.; H. Loewenfeld-Russ, Im Kampf gegen den Hunger, hrsg. von I. Ackerl (= Stud. und Quellen zur österr. Zeitgeschichte 6), 1986, S. 231; P. Steines, Hunderttausend Steine, (1993), S. 191; AVA, UA, beide Wien.
(R. Mannhard)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 8f.
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