Schwarz, Marie (1852-1920), Pädagogin und Politikerin

Schwarz — Marie, Pädagogin und Politikerin. Geb. Wien, 17. 10. 1852; gest. ebenda, 6. 3. 1920. Schwester von Julius Anton und Paul S. (beide s. d.). Nach Privatunterricht trat S. 1868 in die Lehrerinnenbildungsanstalt zu St. Ursula ein, 1871 legte sie als eine der ersten in der zwei Jahre zuvor gegründeten Staatsanstalt für die Bildung von Lehrerinnen die Reifeprüfung sowie die Lehrbefähigungsprüfung fürallg. Volksschulen und Bürgerschulen ab. Nach verschiedenen Verwendungen als Lehrerin und (1894) prov. Leiterin einer Wr. Mädchen-Volksschule wurde sie 1895 als erste Frau in Österr. – die weibl. Schulleitung war ihr über die eigene Person hinaus ein prinzipielles Anliegen – zur def. Bürgerschuldir. an der Mädchen-Volksund Bürgerschule in Wien 9 ernannt, wo sie, die auch an der Hrsg. von Lehrmitteln mitwirkte, 1917 i. R. trat. Über den pädagog. Bereich hinaus engagierte sich S. intensiv im berufsständ. und polit. Leben:Schon früh im Ver. der Lehrerinnen und Erzieherinnen in Österr. tätig, war sie 1875–96 dessen Vizepräs., 1896–1920 Präs. und sowohl innerhalb als auch außerhalb des Ver. insbes. auf dem Gebiet der Frauenbildung äußerst aktiv (sie war Vors.der Unterrichtssektion des Bundes österr. Frauenver., nahm u. a. auch an den Vorbereitungen zur Gründung des ersten Mädchengymn. teil und setzte sich für den Hochschulzugang für Mädchen ein). Auch war sie um die Verbesserung der Rechtsverhältnisse des weibl. Lehrpersonals, etwa im Kampf gegen die Aufhebung des Lehrerinnenzölibats, sowie um die Vertretung der Lehrerinnen gegenüber den Schulbehörden äußerst bemüht. 1907 gründete S. innerhalb des von ihr geführten Ver. eine Haushaltungsschule. Darüber hinaus arbeitete die freisinnig orientierte S. in der Frauenbewegung mit und trat ab 1888 gem. mit A. Fickert (s. d.) und später als Mitgl. des Frauenstimmrechtskomitees für das Frauenwahlrecht ein. Ab 1918 war S. als Vertreterin des Demokrat. Parteienverbandes Mitgl. des Gmd.Rats der Stadt Wien, 1919 wurde sie in die Vertretung des 9. Wr. Gmd.Bez. gewählt.

W.: zahlreiche Beitrr. in Österr. Lehrerinnen-Ztg., Z. für Frauenstimmrecht, Der Bund, usw.
L.: NWT, 7. 3. 1920; O. W. Berger, Dt. Schulwelt des neunzehnten Jh. in Wort und Bild, 1903, S. 292f. (mit Bild); Der Bund 13, 1918, H. 1/2, S. 13f.; Bürgerschuldir. M. S. Präs. des Ver. der Lehrerinnen und Erzieherinnen in Österr., (1918) (mit Bild); Mitt. des Ver. der Lehrerinnen und Erzieherinnen in Oesterr., 1920, Nr. 4; Frauenbewegung, Frauenbildung und Frauenarbeit in Österr., hrsg. von M. S. Braun u. a., 1930, S. 31, 117; R. Flich, Wider die Natur der Frau? Entstehungsgeschichte der höheren Mädchenschulen in Österr. (= Frauenforschung 3), 1992, S. 58f.; Geschichte der Frauenbildung und Mädchenerziehung in Österr., hrsg.von I. Brehmer und G. Simon, 1997, S. 201 (Bild), 333; S. Feigl – B. Limbeck, Politikerinnen in Wien, 2000, S. 12f. (mit Bild); Datenbank ARIADNE, Österr. Nationalbibl., Wien.
(E. Lebensaft – H. Meißner – Ch. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 1
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>