Schwarzenberg, Maria Anna Fürstin zu; geb. Gfn. Hohenfeld (1768-1848), Salondame

—enberg Maria Anna Fürstin zu Schwarzenberg, geb. Gfn. Hohenfeld. Geb. Linz (OÖ), 20. 5. 1768; gest. Wien, 2. 4. 1848. Ab 1785 verehel. mit Paul Anton (II.) Fürst Esterházy, ab 1799 verehel. mit Karl I. Philipp, Mutter von Edmund, Friedrich und Karl II. Fürsten zu S. (alle s. d.). S., deren Ehe mit dem Fürsten S. nicht auf Standesinteressen, sondern auf einer engen gefühlsmäßigen und geistigen Beziehung beruhte, nahm an den polit. und militär. Angelegenheiten und Problemen ihres zweiten Gatten, von dem sie durch seine Teilnahme an den verschiedenen Feldzügen häufig getrennt war, regen Anteil und begleitete ihn u. a. 1810–12 auch nach Paris, wohin er als Botschafter entsandt worden war. Da das gesamte Familienvermögen in die militär. Aktivitäten des Fürsten floß, stand die Familie nach seinem Tod, 1820, vor dem finanziellen Ruin. Dies bedeutete einerseits das Aufgeben der standesgemäßen, aufwendigen Haushaltsführung durch die Fürstin, ermöglichte ihr aber anderseits eine unkonventionelle und freie Lebensweise, die v. a. darin bestand, einen Kreis wiss. und literar. Gebildeter um sich zu versammeln, die gleich ihr den Ideen der Aufklärung und des Liberalismus verpflichtet waren, wie Gf. Buquoi de Longueval, A. Gf. Prokesch v. Osten, Moritz und Franz Joseph Fürst v. Dietrichstein, Feuchtersleben, J. J. v. Littrow (alle s. d.), Wilhelm Friedrich v. Meyern, August v. Steigentesch und Ottilie v. Goethe. Bei der Auswahl dieser Personen setzte sich S., die von Zeitgenossen als geistreich, modern und liberal beschrieben wird, über die strengen Standesschranken zwischen der hohen Aristokratie und dem aufstrebenden gebildeten Bürgertum hinweg. V. a. naturwiss. und phil. Lektüre sowie Diskussionen über aktuelle polit. Entwicklungen standen im Zentrum ihrer kleinen, aber erlesenen Wr. Salongesellschaft. Bereits 1818 war es in Karlsbad (Karlovy Vary), wo sich der erkrankte Fürst zur Kur aufhielt, zur Begegnung mit Goethe gekommen. Nach 1840 zählten Adalbert Stifter, der eine Zeitlang das Amt des Vorlesers bei S. innehatte und der Fürstin und ihrem Salon in seinem Roman „Der Nachsommer“ ein literar. Denkmal setzte, sowie Betty Paoli (s. Glück B. E.), Gesellschafterin der Fürstin in den letzten Lebensjahren und Begleiterin auf deren Reisen sowie auf ihren Landaufenthalten auf dem Familiengut in Worlik (Orlík nad Vltavou), zu ihren Weggefährten.

L. (auch unter Anna Fürstin S.): Wurzbach (s. u. Adam Franz Karl S.); Aus den Tagebüchern des Gf. Prokesch v. Osten ... 1830–34, 1909, s. Reg.; Briefe des FM Fürsten S. an seine Frau 1799–1816, hrsg. von J. F. Novák, 1913 (mit Bild); K. Fürst Schwarzenberg, FM Fürst Schwarzenberg, (1964), s. Reg. (mit Bildern); H. Belke, Autobiographie und Zeitkritik (= Literatur in der Ges. 3), (1971), s. Reg.; H. Stekl, Österreichs Aristokratie im Vormärz, 1973, s. Reg.; E. Fiorioli, Die Salonkultur der Wr. Aristokratie in der ersten Hälfte des 19. Jh. am Beispiel der Fürstin M. A. S., phil. DA Graz, 1991 (mit L.).
(E. Fiorioli)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 25
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