Schwarzkopf, Gustav (1853-1939), Schriftsteller

Schwarzkopf, —kopf Gustav, Schriftsteller. Geb. Wien, 7. 11. 1853; gest. ebenda, 13. 11. 1939. Sohn eines Agenten. S. war zunächst an erstrangigen dt.sprachigen Bühnen (u. a. in Berlin) als Schauspieler, ab 1884 als freier Schriftsteller in seiner Heimatstadt tätig: Neben treffenden satir.-krit. Prosastud. aus dem gesellschaftl. Leben der Wr. Jh.Wende (etwa „Durch scharfe Gläser“, 1887, 2. Aufl. 1889, „Der Magier und andere Satiren und Skizzen“, 1907) verf. S. u. a. Beitrr. für die Wr. Literatur-Ztg. „Neue Revue“ und für die „Wiener Blätter“ sowie Burgtheaterkritiken für die WS „Die Zeit“. Durch seinen Bruder, den Rechtsanwalt und Dolmetscher Max S. (geb. Wien, 12. 6. 1857; gest. ebenda, 14. 4. 1928), kam er in den Kreis der gegen Mißstände des öff. und künstler. Lebens auftretenden literar.-künstler. Ges. um A. Ilg und A. Müller(-Guttenbrunn) (beide s. d.). In deren Publ.Organ „Gegen den Strom“ veröff. S. einige signifikante, gegen jegl. Heuchelei gerichtete Flugschriften, wie „Nach der Schablone“ und „Das Vorrecht der Frau“, 1886, 2. Aufl. 1888, oder „‚Consequenter‘ Realismus. Bühne und Publicum“, 1892, in denen er u. a. in Ablehnung des Naturalismus für eine „abgekürzte“ Wirklichkeitsdarstellung eintrat. Diese Forderung suchte er mit seinem gem. mit Carl Karlweis verfaßten Schauspiel „Eine Geldheirat“ (Erstauff. 1891) in die Praxis umzusetzen, wobei er allerdings über ein dramaturg. mittelmäßiges Problemstück nicht hinausgelangte. S. war in den 80er und 90er Jahren als unerbittl. und stilist. überaus gewandter Kritiker bekannt; als arrivierter Prosaist gehörte er dem Literatenkreis im Wr. Café Griensteidl nur lose an. 1913–18 war er Artist. Beirat am Wr. Hofburgtheater. Im persönl. Zusammenbruch in der Nachkriegszeit stand ihm Schnitzler (s. d.), mit dem ihn viele gem. Aktivitäten verbanden und dessen Trauzeuge er war, als helfender Freund zur Seite. Mit der Romanfigur Edmund Nürnberger in „Der Weg ins Freie“ setzte Schnitzler S. ein literar. Denkmal.

W.: Die Bilanz der Ehe, 2 Bde., 1885; Der Roman, bei dem man sich langweilt (= Gegen den Strom 4), 1885; Der Leitfaden der Reklame (= ebenda, 12), 1887; Lebenskünstler, 1888, 2. Aufl. 1890; Moderne Typen, 1890; Schlimme Geschichten. Freilichtbilder aus dem Bühnenleben, 1895; usw.
L.: N. Fr. Pr., NWT, 7. 11. 1923; Brümmer; Giebisch– Gugitz; Nagl–Zeidler–Castle 4, s. Reg. (mit Bild); Kosch, 3. Aufl.; Kosel; R. Wagner, A. Schnitzler, (1981), s. Reg.; A. Schnitzler ..., Wien 1981, S. 44 (mit Bild S. 37) (Kat.); A. Schnitzler, Tagebuch ..., 1981ff., s. Reg. (Biographie in Bd.: 1917–19, 1985, S. 411f., auch für Max S.); A. Schnitzler, Briefe 1913–31, hrsg. von P. M. Braunwarth u. a., (1984), s. Reg.
(S. Leskowa)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 32f.
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