Schwegel, Joseph Frh. von; Ps. Radonievič, Jos. Žvegel, Vitezl. Ž. (1836-1914), Diplomat und Politiker

Schwegel Joseph Frh. von, Ps. Radonievič, Jos. Žvegel, Vitezl. Ž., Diplomat und Politiker. Geb. Obergöriach, Krain (Zgornje Gorje, Slowenien), 29. 2. 1836; gest. Veldes, Krain (Bled, Slowenien), 16. 9. 1914. Sohn eines Bauern, verwandt mit B. und J. Schemua (beide s. d.). S. besuchte die Volksschule in Villach und absolv. das Gymn. in Laibach. 1854 begann er ein Med.Stud. am Josephinum in Wien, wechselte jedoch noch im selben Jahr als k. Stipendiat an die Oriental. Akad., die er von 1854–59 besuchte. Nach der Konsularelevenprüfung 1859 trat S. in den Konsulardienst ein und war ab 1859 als Konsulareleve, danach als Vizekanzler (1862), Erster Dolmetsch (1866), Kanzler (1867) und Konsul (1869) am Gen.Konsulat für Ägypten in Alexandria tätig und dabei maßgebend an der Errichtung und Einteilung der Konsularbez. am damals im Bau befindl. Suezkanal (Port Said, Ismailia, Suez) beteiligt. 1870 wechselte er als Konsul nach Konstantinopel (Istanbul) und war Kommerzkanzleidir. der dortigen Botschaft, ehe er 1871 – inzwischen Gen.Konsul – zur Vorbereitung der Weltausst., für die er die oriental. Abt. organisieren sollte, nach Wien berufen wurde. 1873 als Hof- und Min.Rat dem Min. des Äußern zugeteilt und dort Leiter des handelspolit. Dep., gehörte er 1874 zu den Gründern des Oriental. Mus. und war auch dessen Vizepräs. 1875 Sektionschef, war er an den Abschlüssen der Handelsverträge mit Rumänien (1875) und im folgenden Jahr mit Italien maßgebl.beteiligt. Als enger Mitarbeiter von Außenmin. Julius Andrassy d. Ä. (s. d.) nahm S. 1878 am Berliner Kongreß teil und war als Leiter der bosn. Komm. für die Organisierung des okkupierten Territoriums zuständig. Danach wurde er als Beamter zunächst beurlaubt und 1881 i. R. versetzt. S., der 1869 das Schloß Grimschitz (Grimšice) in Krain samt Gutsbesitz erworben hatte, wurde 1879 ins Abg.Haus gewählt, wo er zunächst der Verfassungspartei, danach dem Coronini-Klub und ab 1885 dem verfassungstreuen Großgrundbesitz angehörte, dessen Obmann er 1901–07 war. Die Schaffung der Unterkrainer Bahnen 1895 geht vorwiegend auf seine Bemühungen zurück. Daneben war er ab 1883 Mitgl. des krain. Landtages, konnte dort als Obmann der dt. Fraktion v. a. von den Zwistigkeiten unter den slowen. Parteien profitieren, verfügte anderseits aber auch über gute Kontakte etwa zu dem slowen. fortschrittl. Abg. Ivan Tavčar. 1898 setzte sich S. auch für die Errichtung einer slowen. Hochschule ein. Ab 1907 war er Mitgl. des Herrenhauses und mehrmals Mitgl. der Delegation. Im wirtschaftl. Bereich war er Präs. der Nö. Eskompteges., der Krain. Bauges. und des Österr. Gewerbemus. Darüber hinaus publ. er auf handelspolit. und volkswirtschaftl. Gebiet und verf. auch Ged. und Prosa in slowen. Sprache. 1870 wurde er in den Ritter-, 1875 in den Frh.Stand erhoben, 1879 Geh. Rat.

W.: Rückblicke auf mein Leben, 1911, Ms., HHStA, Wien; usw.
L.: Laibacher Ztg., N. Fr. Pr., NWT, RP, 17. 9. 1914; Jutro, 23. 5. 1933; Delo, 30. 12. 1978; Hahn, 1891; SBL; Wurzbach; Jb. des k. u. k. auswärtigen Dienstes 18, 1914, S. 410; G. Kolmer, Das neue Parlament (= Parlamentar. Jb. 5), 1897, S. 262f.; F. S. Griesmayr, Das österr. Handelsmus. in Wien 1874–1918, phil. Diss. Wien, 1968, S. 48ff.; F. Rozman, in: Kronika, 1984, S. 223ff.; Enc. Slovenije 11, 1997; HHStA, Parlamentsarchiv, UA, alle Wien.
(R. Agstner – N. Gspan)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 37f.
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