Schwiedland, Eugen Peter (1863-1936), Nationalökonom

Schwiedland Eugen Peter, Nationalökonom. Geb. Pest (Budapest, Ungarn), 23. 10. 1863; gest. Inzersdorf, NÖ (Wien), 22. 12. 1936. Sohn des Budapester Univ.Prof. Friedrich S.; evang. HB. Nach kurzem Stud. an der Univ. Budapest stud. S. Jus an der Univ. Wien (Dr. jur. 1887), nachdem er in der Verwaltung der Leobersdorf-Ebenfurther Lokalbahn mitgearbeitet hatte. S. wurde nach seinem Gerichtspraktikantenjahr und einer Anstellung beim Gremium der Wr. Kaufmannschaft 1888 in die versicherungstechn. Abt. des Min. des Innern im Zusammenhang mit der Gründung einer Arbeiterversicherung berufen. 1890 in die Nö. Handels- und Gewerbekammer in Wien gewechselt, erhielt er als Kammersekr. (1900) für seine Mitwirkung an den Arbeiten der handelspolit. Zentralstelle, wo er sich große Verdienste um die Vorbereitung der neuen Zolltarife erworben hatte, den Titel Reg.Rat. Ab 1891 lehrte er Nationalökonomie und Sozialpolitik am Technolog. Gewerbemus. in Wien und habil. sich 1895 für polit. Ökonomie an der Univ. Wien mitsein er Publ. „Kleingewerbe und Hausindustrie in Österreich“. 1902 ao. Prof. an der Univ. Wien und als Nachfolger von Emanuel Herrmann (s. d.) 1904 o. Prof. für polit. Ökonomie an der Techn. Hochschule Wien, wo er bis 1933 tätig war. Mit dieser Ernennung gab er den Kammerdienst auf, nahm aber die Wahl zum korr. Mitgl. der Handels- und Gewerbekammer an. Zusätzl. leitete S. 1908–12 als wiss. Beirat für Wirtschaftsfragen eine Abt. im Min. für öff. Arbeiten und war mit der Leitung der Abt. zur Erstattung von Gutachten über wirtschaftl. Fragen und Jugendfürsorge betraut. 1917–1921 fachl. Mitarbeiter des Gen.Kommissariats für Kriegs- und Übergangswirtschaft. S. beschäftigte sich u. a. mit der Gewerbeund Ind.Politik, widmete sich der Arbeiterfrage, den Arbeitsbedingungen der Heimarbeiter und im Rahmen der Förderung einer sozialpolit. Gesetzgebung dem „Verein zur Förderung einer Mensa technica in Wien“.Grundlegend waren seine Untersuchungen über die psycholog. Fundamente der Wirtschaft, über die wirtschaftl. Entwicklung in der 2. Hälfte des 19. und am Beginn des 20. Jh., sowie über Handel und Transportwesen. S. erfuhr zahlreiche Ehrungen, u. a. Komm.Rat, HR, 1912 Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens usw.

W.: Die Wr. Perlmutterind. und ihre Krisis, 1891; Kleingewerbe und Hausind. in Österr., 2 Bde., 1894; Über den Einfluß der Gewerbefreiheit auf die Lage des Kleingewerbes, 1896; Formen und Begriffe der Hausind., 1898; Ziele und Wege einer Heimarbeitsgesetzgebung, 1899, 2. Aufl. 1903; Die gewerbl. Betriebsformen in Österr., 1900; Die Krankenversicherung der Verlagsarbeiter, 1901; Die Organisation der Heimarbeiterinnen, 1902; Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 1909, 2. Aufl. 1910; Die Wirtschafts-Genossenschaft, 1912, 2. Aufl. 1919; Das Transportwesen, 1913, 2. Aufl. 1918; Die Volkswirtschaft unter dem Einfluß der Umwelt, 1913, 3. Aufl. 1918; Der Handel, 1915, 4. Aufl. 1918; Grundzüge der Weltgestaltung. Betrachtung unserer wirtschaftl. und seel. Krise, 1916, 5. Aufl. 1921; Das Eigentum, 1. und 2. Aufl. 1918; Volkswirtschaftslehre, 1918, 3. Aufl. 1923; Das Genossenschaftswesen, 1918, 4. Aufl. 1923; Zur Krise des Abendlandes, 1928; Zur Soziol. des Unternehmertums (= Sociologus, Beih. 2), 1933; zahlreiche Beitrr. in „Revue d’économie politique“; usw. – Hrsg.: Z. für Völkerpsychol. und Soziol.; usw.
L.: N. Fr. Pr., 30. 12. 1936; Die Fackel, s. Reg.; Kürschner, Gel.Kal., 1925–35; Inauguration Univ. Wien 1936/37, 1938, S. 27f.; Wer ist’s?, 1908, 1911, 1935; Die k. k. Techn. Hochschule in Wien 1815–1915, red. von J. Neuwirth, 1915, s. Reg.; W. Weber, in: Stud. zur Geschichte der Univ. Wien 2, 1965, S. 109; A. Schillinger, in: Unsere Heimat 37, 1966, S. 66; G. Mecenseffy, Evang. Lehrer an der Univ. Wien, 1967, S. 74f.; AVA, Wien.
(W. Filek-Wittinghausen – M. Martischnig)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 56f.
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