Scolik, Charles (1854-1928), Photograph

Scolik Charles, Photograph. Geb. Wien, 16. 3. 1854; gest. ebenda, 1. 6. 1928. S., der 1867 die Photographie bei Carl Wrabetz und dem Chemiker Emil Hornig lernte, übernahm 1876 das Atelier F. Kohler in Wien, das er unter dem Namen „Atelier Amelie“ weiterführte, jedoch nach kurzer Zeit wieder aufgab. In der Folge arbeitete er als Operateur bei dem bekannten Wr. Photographen Carl Kroh. Bereits 1886 gründete er ein größeres Atelier in Wien 8, das er 1900 um eine Zweigstelle erweiterte; 1885–88 betrieb er gem. mit Friedrich Mallmann ein „Photochemisches Versuchs-Laboratorium“. S. gehörte bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg zu den führenden Porträtphotographen Wiens, zu seinen Kunden zählte in- und ausländ. Prominenz. Als Neuheit galten v. a. die Porträts von Künstlern in deren Heim, aufgenommen bei Magnesiumlicht, und Platindrucke, die S. oft übermalte. Populär war nach der Jh.Wende auch die Postkartenser. „Aus dem Wiener Leben“, bei der Einzelaufnahmen von Wr. Typen in diverse Landschaftsbilder einkopiert wurden. Neben der Studiotätigkeit photographierte S. ab den 90er Jahren bei öff. Ereignissen und gehörte damit zu jenen ersten österr. Atelierphotographen, die ihre Bilder auch in der Presse publ. Bereits früher hatte er sich auf dem Gebiet der „Momentphotographie“ einen Namen als Fachautor gemacht; darüber hinaus galt sein Interesse der „bildmäßigen Photographie“ der künstler. ambitionierten Amateure. S. war zunächst Red., 1889–93 Hrsg. der „Photographischen Rundschau“, 1887 unterstützte er die Gründung des „Clubs der Amateur-Photographen in Wien“, dessen ao. Mitgl. er wurde; ab 1891 erteilte er auch Unterricht für Amateure; 1879 Mitgl. der Photograph. Ges., 1882 Gründungsmitgl. des Ver. photograph. Mitarbeiter. S., in ästhet. Hinsicht wenig innovativ, gehörte zur letzten erfolgreichen Generation der traditionellen Atelierphotographen des 19. Jh. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen stand er jedoch aktuellen Entwicklungen aufgeschlossen gegenüber und suchte nach neuen Anwendungen für die Berufsphotographie. S. erhielt zahlreiche Ausz. und Medaillen und zählte zu den höchstdekorierten Photographen Europas; 1892 Hof-Photograph.

W.: Ansichten von Wien, Interieurs, Momentaufnahmen, usw. – Publ.: Die Photographie mit Bromsilber-Gelatine, gem. mit L. David, 1885; Mitth. aus dem photochem. Versuchslaboratorium in Wien, gem. mit F. Mallmann, 1887; Die Photographie mit Bromsilber-Gelatine und die Praxis der Moment-Photographie, gem. mit L. David, 3 Bde., 2. Aufl. 1889–92; Maler. Ansichten von Wien, 1900; K. Franz Joseph I. Ein Cyclus meist von seltenen Bildern aus den ersten Kinderjahren bis in die Gegenwart, Text von A. Unger, 1908; usw. Beitrr. in Photograph. Correspondenz, 1883ff., Photograph. Rundschau, 1887–89, 1891. Mitarbeit an: Kal. für Photographie und verwandte Fächer 1–10, 1894–1903.
L.: Photograph. Korrespondenz 64, 1928, S. 225f.; A. Bayer, Die Photographie und ihre Entwicklung in Wien 1839–1914, phil. Diss. Wien, 1965, S. 329, 373; Geschichte der Fotografie in Österr. 2, hrsg. von O. Hochreiter und T. Starl, Bad Ischl 1983, S. 179f. (Kat.); F. Heidtmann, Wie das Photo ins Buch kam (= Schriftenr. der Dt. Ges. für Photographie 2), 1984; T. Starl, FotoBibl. Biobibliografie zur Fotografie in Österr. 1839–1945, 2000; H. Frank, Biograph. Lex. der österr. Photographen 1860–1900, o. J., S. 50 (Typoskript).
(T. Starl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 67f.
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