Sedey (Sedej, Sedei), Thomas (Tomasz) (1752–1818), Physiologe

Sedey (Sedej, Sedei) Thomas (Tomasz), Physiologe. Geb. Laibach, Krain (Ljubljana, SLO), 20. 12. 1752; gest. Lemberg, Galizien (L’viv, UA), 1818; röm.-kath. Sohn von Valentin Sedei und Teresia Sedei. – Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte S. ab 1775 Medizin an der Universität Wien; 1780 Dr. med. In der Folge unterrichtete er als provisorischer Lehrer Physiologie an der Universität Wien, 1783 wurde er zum o. Professor ernannt. Als der Lehrstuhl der Physiologie mit jenem der Anatomie vereinigt wurde, wurde S. seines Amts enthoben und wechselte 1786 als Professor für Physiologie und höhere Anatomie an die Universität Lemberg. 1787/88 Dekan der medizinischen Fakultät. Aufgrund einer Umstrukturierung der medizinischen Fakultät wurde S. vorübergehend pensioniert. 1791 erhielt er den Posten des Direktors der neu errichteten medizinischen Fakultät und wurde gleichzeitig zum Leiter der Abteilung für Anatomie, Physiologie und Ophthalmologie ernannt, wobei letzteres Fach nur theoretisch betrieben werden konnte, da es noch keine klinische Augenabteilung gab. Darüber hinaus stattete S. die Universitätsbibliothek mit den neuesten medizinischen Fachbüchern aus. 1796–1802 fungierte er als Vertreter der galizischen Bildungseinrichtungen bei den Behörden in Wien. Daneben wirkte S. als Privatarzt des Gouverneurs von Galizien Josef Graf Brigido von Bresowitz. Nachdem die Universität Lemberg 1805 geschlossen worden war, wurde S. gemeinsam mit einigen anderen Professoren an die Universität Krakau versetzt, wo er allerdings nicht in den Professorenlisten aufscheint. 1809 kehrte er nach Lemberg zurück und eröffnete eine gutgehende Privatpraxis. Ab 1816 engagierte er sich für die Wiedereröffnung der Universität Lemberg. S. machte sich besonders um die Durchführung von Pockenimpfungen verdient. 1802 war er zusammen mit Peter Krausnecker und →Franciszek Masoch der Mitbegründer der Pockenimpfstation in Lemberg, die für die Bevölkerung kostenlos zur Verfügung stand. 1809 Professor honoris causa der Universität Lemberg.

L.: Finkel–Starzyński; PSB; SBL; Taschenbuch der Wiener Universität ... 18, 1804, S. 97; E. Machek, in: Polska Gazeta Lekarska 7, 1928, Nr. 16f., S. 298; E. Hermann, Beiträge zur Geschichte des Lehrkörpers der medizinischen Fakultät der Universität Wien im 18. Jahrhundert, phil. Diss. Wien, 1982, S. 106; M. Nadraga, in: Strukturen und Netzwerke, ed. D. Angetter u. a., 2018, s. Reg.; UA, Wien; Deržavnyj archiv Ľvivsʼkoji oblasti, L’viv, UA.
(M. Nadraga)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)