Sedlacek, Wilhelm Ludwig (1793-1853), Propst und Hofprediger

Sedlacek Wilhelm Ludwig, CanR, Propst und Hofprediger. Geb. Großseelowitz, Mähren (Židlochovice, Tschechien), 6. 7. 1793; gest. Klosterneuburg (NÖ), 30. 6. 1853. Sohn des fürstl. Dietrichsteinschen Oberamtmanns Joseph, Bruder von Ernestus S. (s. u.). S. trat nach Besuch des Gymn. in Nikolsburg (Mikulov) 1810 in das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg ein; 1814 Profeß, 1816 Priesterweihe. Im Stift war er 1817–32 Prof. für Moraltheol. an der theol. Lehranstalt, 1819–22 auch Novizenmeister. Als Hofprediger an der Wr. Hofburgkapelle (1820–45) hielt er, hochbeliebt, insgesamt 1101 Predigten, wobei bes. seine „Cholerapredigt“ von 1831 Berühmtheit erlangte. 1832–44 war S. Religionslehrer der Kinder Erzhg. Karls (s. d.)und Beichtvater der Familie. 1844 als Nachfolger Ruttenstocks (s. d.) zum Propst von Klosterneuburg gewählt, führte er mehrere Bauten durch, vermehrte den Grundbesitz des Stiftes (u. a. 1852 durch den Kauf des Gutes St. Bernhard bei Horn, NÖ) und sorgte, selbst bes. an Malerei, Musik und Mineral. interessiert, für die wiss. Bildung seiner Mitbrüder. Als zu Beginn der Revolution von 1848 das Stift als Repräsentant grundherrschaftl. Vorrechte angegriffen wurde, verzichtete es auf sein Bergrecht (Einhebung des Grundzinses von den Weinbergen) und erließ die aufgelaufenen Schulden. In die Zeit S.s fällt auch die grundlegende Veränderung der wirtschaftl. und polit. Verhältnisse des Stiftes durch die Aufhebung der bäuerl. Untertänigkeit (1848) und das Gmd.Gesetz von 1849. Der Name der Wr. Vorortgmd. Wilhelmsdorf (Wien-Meidling), die allerdings nur 1846–1850 bestand, geht auf S. zurück. Sein Bruder Ernestus (Karl Joseph) S., CanR, (geb. Großseelowitz, 14. 12. 1796; gest. Klosterneuburg, 30. 11. 1848) trat 1813 in das Stift ein, lehrte in diesem ab 1819 Griech. und Bibelwiss., war ab 1830 Stiftsarchivar und 1835–37 Pfarrer von Kritzendorf (NÖ).

W.: Christl. Würdigung des Lebens- und des Todes. Predigt bei Gelegenheit der drohenden Cholera, 1832; „Hofpredigten“, 24 Bde., Mss., Stift Klosterneuburg, NÖ; usw.
L.: Allg. Theaterztg. 37, 1844, S. 1035, 1107; Die Constitution, 22. 3., 3. 4. 1848; Sbg. Kirchenbl., 14., Kath. Bll. aus Tirol, 20. 7. 1853; Czeike (s. u. Wilhelmsdorf); Graeffer–Czikann; Wurzbach; A. Starzer, Geschichte der landesfürstl. Stadt Klosterneuburg, 1900, s. Reg.; Berthold, Die Wiss. und das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg, 1900, S. 39f.; C. Wolfsgruber, Die k. u. k. Hofburgkapelle und die k. u. k. geistl. Hofkapelle, 1905, s. Reg.; B. O. Černík, Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österr. ..., 1905, s. Reg.; V. O. Ludwig, in: Die Kultur 15, 1914, S. 315ff.; Die Roesnerkinder, hrsg. von W. Pauker, 1915, s. Reg. (mit Bild); St. Leopold. FS des Augustiner Chorherrenstiftes Klosterneuburg ..., hrsg. von S. Wintermayr, 1936, s. Reg.; B. Cernik, Das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg, 1958, S. 86ff., 147. – Ernestus S.: Wurzbach 33, S. 283; Stiftsarchiv Klosterneuburg, Klosterneuburg, NÖ.
(K. Holubar – H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 85f.
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