Sedlaczek (Sedláček) von Harkenfeld, Johann Nep. (1759-1827), Landwirt und Beamter

Sedlaczek (Sedláček) von Harkenfeld Johann Nep., Beamter und Landwirt. Geb. Hohenbruck, Böhmen (Třebechovice pod Orebem, Tschechien), 9. 5. 1759; gest. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 19. 1. 1827. Sohn eines Webers. S. erlernte das Handwerk seines Vaters, war ein guter Musiker (Singstimme, Flöte) und wurde 1772 als Chorknabe in das zum Prämonstratenserstift Obrowitz (Zábrdovice) gehörende Fundationsinst. zu Kiritein (Křtiny) und später in das Stift selbst aufgenommen, absolv. hier 1780 die Humaniora, widmete sich aber immer mehr der Landwirtschaft. Er begann im Wirtschaftsamt des Stiftes Maria Saal in Alt Brünn/Staré Brno (Brno)1780 als Praktikant, war hier 1782 Schreiber, wurde 1784 Kastner in Scharatitz (Šaratice) und 1785 in Königsfeld (Královo Pole), kam 1786 als Kastner und Burggf. nach Obrowitz und war 1787 hier Rentmeister. 1789 rückte er zum Oberamtmann der Religionsfondsherrschaft Alt-Brünn auf. Am Feldzug von 1805 gegen Napoleon nahm er als Marschkoär. bei den russ. Truppen teil. 1809 avancierte S. zum Gubernialrat und mähr.-schles. Staatsgüteradministrator. 1818 nob. S. führte neuartige Mechanisierungs- (u. a. Stallfütterung) und Bodenbearbeitungsmethoden (u. a. Wechselwirtschaft) ein, war mit der Anwendung moderner Geräte (u. a. Malzquetschmaschine in den staatl. Brauereien) sehr erfolgreich und erreichte auf einigen Staatsgütern die Ablöse von Zehentverpflichtungen. Es gelang ihm, die Erträge der staatl. Güter durch Förderung der Forstwirtschaft, der Ahornsirup- und Zuckererzeugung wesentl. zu steigern. Die Gartenanlage am Franzensberg in Brünn war sein Werk. Die Mähr.- schles. Ackerbauges. förderte er bes., er wirkte als Obmann des pomolog. Ver. in Brünn und befaßte sich als Gründer (1816) und Vors. des Mähr. Obst- und Weinbauver. mit Rebsorten und neuen Kreuzungen. Als überzeugter Aufklärer publ. S. prakt. Erfahrungen aus seiner eigenen Wirtschaft in Czernowitz (Brno-Černovice) über einzelne Pflanzen, künstl. Dünger, technolog. Verbesserungen, agrar. Operationen usw. Auf sozialem Gebiet initiierte er eine Smlg. zur Unterstützung der Verwundeten der Schlacht von Aspern. S., der mit zahlreichen Ökonomen in Verbindung stand und damit nicht unwesentl. die wirtschaftl. Entwicklung einiger Kronländer beeinflußte, war Ehrenmitgl. vieler landwirtschaftl.- wiss. Ges.

W.: Kurzgefaßter und auf prakt. Erfahrung gegründeter Unterricht über den Anbau der Erdmandel und über den Gebrauch derselben statt des Kaffeé’s, 1807; Ahorn-Zucker-Erzeugung der Mähr.-schles. Staatsgüter-Administration, in: Oekonom. Neuigkeiten und Verhh., Nr. 47, 1811; Gedanken über das Maschinenwesen in den österr. Staaten, hauptsächl. in Beziehung auf die Landwirthe, ebenda, Nr. 53, 1814; Ueber die Vorzüglichkeit des Sandomierer Weizens, dessen glückl. Culturerfolg und Verbreitung in Mähren, in: Mitth. der k. k. Mähr.-Schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde. in Brünn 9, 1825, Nr. 31, 33; zahlreiche Beitrr. in Patriot. Tagbl., Hesperus, Landwirtschafts-Kal.; usw.
L.: Rieger; Wurzbach; J. J. Czikann, Die lebenden Schriftsteller Mährens, 1811, S. 149; J. C. Lauer, in: Mitth. der k. k. Mähr.-Schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde. in Brünn 12, 1827, Nr. 12, S. 89ff.; Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst, red. von J. Hormayr, 18, 1827, S. 289ff.; Ch. d’Elvert, Geschichte der k. k. mähr.-schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues ..., 1870, Beilage, S. 153; M. Vávra, in: Acta univ. agriculturae 23, 1975, S. 599ff.; Archiv města Brna, Brno, Tschechien; Mitt. Miloslav Vávra, Brno, Tschechien.
(M. Martischnig)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 87f.
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