Segato, Girolamo (Gerolamo) (1792-1836), Forschungsreisender, Kartograph und Chemiker

Segato Girolamo (Gerolamo), Forschungsreisender, Kartograph und Chemiker. Geb. Vedana bei Belluno, Lombardo-Venetien (Belluno, Italien), 13. 6. 1792; gest. Florenz, Toskana (Firenze, Italien), 3. 2. 1836. Sohn eines Gutsverwalters, Enkel eines Industriellen. S., der seine erste Ausbildung an der Pfarre von Sospirolo nahe Belluno genoß, war schon seit frühester Kindheit an Naturbeobachtungen interessiert. 1809–10 als Schreiber eines Kaufmanns in Treviso tätig, setzte er seine Weiterbildung erst im Alter von 20 Jahren fort, als er 1812–15 am Liceo di Belluno Zeichnen, Französ. und naturwiss. Fächer mit den Schwerpunkten Chemie und Mineral.belegte. Nachdem der Versuch, am Collegio nautico e commerciale in Venedig seine Stud. fortzusetzen, gescheitert war, ging er 1816 auf Wunsch seines Bruders Vincenzo nach Rovigo, um in dessen Geschäft auszuhelfen. 1818 von dem italien. Geschäftsmann Annibale de Rossetti als Mitarbeiter seines Handelshauses nach Kairo berufen, begann sich S., inspiriert durch die Forschungsreisenden Belzoni (s. d.) und Giuseppe Forni sowie den Ing. und Kanaltechniker Lorenzo Masi, für die Erforschung Ägyptens im allgem. und bes. für die Archäol. dieses Landes zu interessieren. Auf einer Expedition, die S. 1820 in die nub. Wüste unternahm, in der er über zwei Monate lang dem Nil in südl. Richtung folgte, gewann er völlig neue Informationen über Lebensgewohnheiten und Sprache der dortigen Bevölkerung. Seine Erkenntnisse legte er in Zeichnungen sowie in einem über die Eingeborenensprache – von S. „Dongolasprache“ genannt – verf. Wörterbuch nieder, das er dem preuß. Gen. und Ägyptenforscher Baron Carl Heinrich Menu v. Minutoli schenkte, der es in seine Stud. „Reise zum Tempel des Jupiter Ammon in der Libyschen Wüste und nach Ober-Aegypten in den Jahren 1820 und 1821“, 1824, einbezog. Aus der Zusammenarbeit mit Minutoli, mit dem S. 1820 eine Forschungsreise zur Oase Siwa (Ägypten) unternahm, entstand auch ein von S. vollendeter Stadtplan von Alexandria. Nachdem S., der sich 1823 krankheitshalber nach Florenz begeben mußte, wo er als Repräsentant der „Banca di assecurazioni marittime“ bis zu deren Schließung 1827 fungierte, durch eine Brandkatastrophe in Kairo (1823) nahezu alle seine wiss. Aufzeichnungen verloren hatte, wandte er sich der Publ. einiger weniger erhalten gebliebener Funde sowie kartograph. Arbeiten zu. Auf seinen ägypt. Expeditionen hatte S. auch verschiedene Naturstud., v. a. auf dem Gebiet der Chemie, betrieben, wobei ihm die Entdeckung einer bes. Art der Konservierung von Menschen und Tieren durch Fossilisation gelang, deren Methode er jedoch nie preisgab. Erwähnt seien auch S.s Methoden zur Gewinnung von künstl. Bernstein sowie seine Beschäftigung mit der Herstellung verschiedener Metallegierungen. Trotz seiner auch von namhaften Wiss. anerkannten Leistungen konnte S. sein Ziel, den Lehrstuhl für Techn. Chemie an der Univ. Florenz zu erlangen, nicht erreichen.

W.: Saggi pittorici, geografici, idrografici, catastali sull’ Egitto, gem. mit L. Masi, 1827; Carte de l’Afrique Septentrionale, 1830; Carta geometrica della Toscana, 1832; Carta del Moghrib-ul-Acsa, ossia dell’Imperio di Marocco ... formata e descritta da Jacopo Graberg di Hermsö ed incisa da G. S., 1834; usw.
L.: Enc. It.; G. Pellegrini, Della artificiale riduzione a solidità lapidea e inalterabilità degli animali, scoperta da G. S., relazione, 3. Aufl. 1835; ders., Elogio di G. S., 1836; F. M. Ricciardi del Vernaccia, Elogio di G. S., 1836; I. Rossi Gabardi-Brocchi, G. S. a Firenze, 1853; P. Mugna, Delle scuole e degli uomini celebri di Belluno cenni, 1868, S. 22f.; F. Cintolesi, L’imbalsamazione e le scoperte di G. S. e Paolo Gorini, 1873; G. Busetto, La giovinezza di G. S., 1877; A. Wolynski, in: Bollettino della società geografica italiana 29, 1892, S. 437ff., 541ff., 613ff., 810ff., 1077ff., ebenda, 30, 1893, S. 51ff., 238ff., 753ff., 888ff., 995ff. (auch selbständig, 1894); A. Corsini, in: Rivista delle Bibl., diretta dal Comm. Guido Biagi 24, Nr. 6–9, 1913, S. 3ff.; P. Donazzolo, I viaggiatori Veneti minori, 1927, S. 107; F. H. Garrison, in: Bulletin of the New York Acad. of Medicine, 2. Ser., 3, Nr. 7, 1927, S. 481; A. Castiglioni, in: Rivista di Storia delle Scienze Mediche e Naturali 27, Fasc. 9–10, 1936, S. 4ff.; C. della Valle, G. S., 1937; L. Alpago-Novello, Gli incisori bellunesi, 1940, S. 675ff.; W. Bonacker, Kartenmacher aller Länder und Zeiten, 1966, S. 207; Archivio biografico italiano, 2. Aufl. 1997.
(G. Dohle)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 109f.
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