Selva, Giovanni Antonio (Giannantonio) (1751-1819), Architekt und Fachschriftsteller

Selva Giovanni Antonio (Giannantonio), Architekt und Fachschriftsteller. Geb. Venedig, Republik Venedig (Venezia, Italien), 2. 9. 1751; gest. ebd., 22. 1. 1819. Sohn eines Optikers. S. nahm vorerst Unterricht bei dem Architekten Tomaso Temanza, ging anschließend für drei Jahre nach Rom und unternahm Stud.reisen nach Frankreich, England und Holland. Eng befreundet u. a. mit Giuseppe Bossi und Canova (s. d.), mit dem er 1779–80 nach Pompei und Paestum reiste und diesem später auch nach Paris und London folgte, erhielt S. 1780 seine ersten Aufträge für Innenausstattungen in Rom. Nach seiner Rückkehr aus Paris ließ er sich 1781 wieder in Venedig nieder, wo ihm mit seinen Arbeiten anfangs allerdings nur mäßiger Erfolg beschieden war. Erst durch die Planung des neuen Teatro la Fenice in Venedig (1792 eröffnet) gelang es ihm, sich als angesehener Architekt zu etablieren. In den folgenden Jahren plante er u. a. 1797 das Stadttheater in Triest (Trieste), 1805 das Gymn. auf Cefalonia (Kefallinia) und 1806 die komplette Einrichtung der Kirche San Maurizio in Venedig.1807 widmete er sich dem nie ausgeführten Projekt eines Napoleon gewidmeten Triumphbogens, der über dem Canale Grande errichtet werden sollte, und erhielt einige weitere Aufträge auf Vermittlung Diedos (s. d.). Wahrscheinl. auf Fürsprache Canovas erhielt er den Auftrag – entsprechend den Vorstellungen Napoleons – einen Friedhof (San Cristoforo) und zwei Gartenanlagen zu gestalten (1808–12); einer dieser Gärten befand sich im venezian. Stadtteil Giudecca, der andere in Castello, wobei auch bei diesen Projekten nur ein Teil verwirklicht wurde. In seinem Œuvre präsentiert sich S. als Vertreter des in den Klassizismus mündenden Spätbarocks. In seinen letzten Lebensjahren wandte er sich allerdings vermehrt der theoret. Arbeit zu, so verf. er u. a. gem. mit Cicognara (s. d.) und Diedo „Le fabbriche e i monumenti cospicui di Venezia“, 2 Bde., 2. Aufl. 1838–40. S., Mitgl. zahlreicher Komm., ab 1787 Prof. für Architektur an der Accad. di Belle Arti in Venedig und Mitgl. der Akad. in Florenz und Rom (1812), wurde für seine in den verschiedensten künstler. Bereichen angesiedelten Leistungen vielfach ausgez.

W.: s. u. bei E. Bassi.
L.: Thieme–Becker; Wurzbach; E. Bassi, G. S. Architetto veneziano, 1936 (mit W.); Dizionario enciclopedico italiano 11, 1960; Dizionario Enciclopedico di Architettura e Urbanistica 5, 1969; Grande dizionario enciclopedico UTET 18, 1990; L. Puppi, in: Neoclassico 2, 1992, S. 90ff.; M. I. Biggi, ebd. 6, 1994, S. 76ff.; The Dictionary of Art 28, 1996; M. T. Muraro, Gran teatro la Fenice, 1996; P. Casarotti, in: Venezia arti 10, 1997, S. 161ff.; M. Azzi Visentini, in: Collana di Studi dell’Ateneo Veneto 11, 1998, S. 105ff.; G. Perocco, ebd., S. 131ff.; V. Fontana, ebd., S. 195ff.; G. Baroni, in: Padova e il suo territorio 13, 1998, S. 36f.
(M. Lorber)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 161f.
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