Semeleder, Friedrich (Frederico) Anton (1832-1901), Laryngologe

Semeleder Friedrich (Frederico) Anton, Laryngologe. Geb. Wr. Neustadt (NÖ), 29. 2. 1832; gest. Córdoba, Veracruz (Mexiko), 17. 10. 1901. Sohn eines Rechtsanwalts. Nach Absolv. des Gymn. in Kremsmünster stud. S. ab 1849 Med. an der Univ. Wien, 1856 Dr. med. Als Ass. an der 1. chirurg. Univ.klinik unter J. v. Dumreicher (s. Dumreicher v. Österreicher J. Frh.) entwickelte er sein bes. Interesse für die Laryngoskopie. 1858 konnte S. in der Ges. der Ärzte erstmals die Anwendung eines mit einer Brille verbundenen Spiegels an einer Kehlkopfkranken vorführen und so eine genauere Diagnose erzielen. 1861 habil. er sich als Univ.Doz. für Laryngo- und Rhinoskopie an der Univ. Wien und wurde leitender Arzt am Gumpendorfer Filialspital des AKH. 1862–64 hielt S. Vorlesungen an der Univ. Wien und verf. etl. Publ. Auf Ansuchen Erzhg. Maximilians (s. Ferdinand Maximilian) ging er als dessen Leibarzt im Range eines Sanitätschefs mit dem österr. Freiwilligencorps 1864 nach Mexiko. 1866 wichen seine polit. Ansichten von denen Maximilians jedoch so sehr ab, daß er seine Stellung aufgab, aber als prakt. Arzt in Mexiko verblieb. Bereits 1864 errichtete er mit Unterstützung mexikan. Ärzte der Nueva Sociedad Médica die Academia Nacional de Medicina de México, der er vier Jahre als Vizepräs. und vier Jahre als Präs. vorstand. Schließl. wurde er zum Ehrenmitgl. ernannt. S. bemühte sich intensiv um med. Gedankenaustausch zwischen Alter und Neuer Welt und verf. ca. 40 span. Beitrr. im Organ der Acad. Nacional, aber auch einige Beitrr. für dt. und österr. med. Fachz. Mehrmals wurde er nach Paris geholt, um die geisteskranke Kn. Charlotte (s. Maria [Marie] Charlotte) zu behandeln. 1896 trachtete er, hartnäckige gesundheitl. Beschwerden durch einen Umzug ins klimat. günstigere Córdoba zu mildern.

W. (auch s. u. bei Gaceta méd. de México; S. Frohne): Über die Verwerthung des Kehlkopfspiegels zur Diagnostik und Therapie der Krankheiten der Zunge, in: Z. der k. k. Ges. der Ärzte 14, 1858; Die Laryngoskopie der Gegenwart, in: Med.-Halle 3, 1862; Die Rhinoskopie und ihr Werth für die ärztl. Praxis, 1862; Die Laryngoskopie und ihre Verwerthung für die ärztl. Praxis, 1863; etc.
L.: Biograph. Jb. 6, 1901, S. 98; Czeike; DBE; Fischer; Lesky s. Reg.; Dt. med. WS 27, 1901, S. 808; Gaceta méd. de México, ser. 2a/1, 1901, S. 260f. (mit W.); Jahresber. über die Leistungen und Fortschritte in der gesamten Med. 36, 1901, S. 394; Z. für Ohrenheilkde. 40, 1901, S. 309; A. Kronfeld, in: WMW 77, 1927, S. 1122f.; M. Mestre Ghgliazza, Efemérides biográficas, 1945; H. Wyklicky, in: Österr. Ärzte Ztg. 22, 1967, S. 1072; S. Frohne, Personalbibliographien der Prof. und Doz. der Inneren Med. an der med. Fak. der Univ. Wien ... 1850–75, 1972, S. 150ff. (mit W.); H. Majer – M. Skopec, Zur Geschichte der Oto-Rhino-Laryngol. in Österr., 1985, S. 70f.; AVA, UA, beide Wien.
(G. Winter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 166
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