Semkowicz Władysław Jan Aleksander, Historiker. Geb. Lemberg/Lwów, Galizien (L’viv, Ukraine), 9. 5. 1878; gest. Kraków (Polen), 19. 2. 1949. Sohn von Aleksander S. (s. d.). Nach Absolv. des Gymn. in Lemberg stud. S. 1896–1900 an der Univ. Lemberg Jus und Geschichte sowie 1900–03 Geographie; 1901 Dr. jur. 1901–02 Supplent des Gymn. in Lemberg, führte er 1902–03 als Stipendiat der Krakauer Akad. der Wiss. Archivstud. in Rom durch und war nach Ablegung der Lehramtsprüfung aus Geschichte und Geographie in Lemberg (1903) bis 1915 in Tarnów und Lemberg im Schuldienst tätig. 1909 Priv.Doz. der Univ. Lemberg für hist. Hilfswiss., 1914 auch für mittelalterl. Geschichte. 1915 nach Wien evakuiert, war er dort Leiter des Poln. KA. 1916 ao., 1919 o. Prof. und Lehrstuhlinhaber für hist. Hilfswiss. und mittelalterl. Geschichte an der Univ. Krakau, 1928/29 Dekan der phil. Fak. 1919 fungierte S. als Sachverständiger der poln. Delegation bei der Friedenskonferenz in Versailles. Bes. Engagement zeigte S. im Rahmen der Poln. Akad. der Wiss.: 1919 k. M., 1925 w. M., war er 1926–45 als deren Sekr. tätig und fungierte danach als Dir. des Hist.-Phil. Ausschusses. Ferner war er 1933–39 Vors. der Hist. Komm. (1935–37 auch der Ethnograph. Komm.) und Sekr. des Komitees der Schles. Editionen sowie ab 1933 Vors. der Komm. des Hist. Atlas von Polen. S.’ wiss. Schwerpunkte lagen zum einen auf der Paläographie und der Diplomatik, daneben betrieb er jedoch genealog.-herald. Forschungen, etwa zum poln.-schles. Adel, und hist. Geographie. Ferner war er auch Autor und Initiator von Arbeiten über einzelne Ritterfamilien. Im Bereich der hist. Geographie verfaßte S. exemplar. Monographien und trat bes. durch die Erarbeitung ausführl. Landkarten und hist. Atlanten, wie des Hist. Atlas von Polen, hervor. S.’ herausragende Stellung läßt sich auch an einer Vielzahl von Mitgliedschaften bei gelehrten Institutionen ablesen: So war er u. a. ab 1908 Mitgl. der Herald. Ges. in Lemberg, ab 1911 Ausschußmitgl. und ab 1925 Präs. des „Miesięcznik Heraldyczny“, für den er 1908–15 auch als Red. arbeitete. Ebenso red. er 1908–14 die Z. „Rocznik Towarzystwa Heraldycznego we Lwowie“. 1913 k. M., 1929 w. M. der Warschauer Wiss. Ges., 1921 der Wiss. Ges. in Lemberg, weiters 1925 Mitgl. des Generalvorstandes und 1934 Vizepräs. der Poln. Hist. Ges. in Lemberg und Krakau, ab 1928 der Comm. de Géographie dans le Comité International des sciences historiques. Außerdem war S.Ehrenmitgl. der Geograph. Ges. der Tschechoslowakei (1928) und Bulgariens (1936). Im November 1939 gehörte er zu jenen poln. Wissenschaftlern, die im Rahmen der „Sonderaktion Krakau“ von der SS verhaftet wurden. Erst nach vielen, auch internationalen Interventionen im November 1940 aus dem KZ Sachsenhausen mit gesundheitl. Problemen entlassen, beteiligte er sich in der Folge an der Fortführung der Krakauer Univ. im Untergrund, um nach Kriegsende seine reguläre Lehrtätigkeit wieder aufzunehmen.