Sengschmitt, P. Berthold; Ps. Berthold (1801-1852), Lehrer, Archivar und Schriftsteller

Sengschmitt P. Berthold, OSB, Ps. Berthold, Lehrer, Archivar und Schriftsteller. Geb. Alservorstadt, NÖ (Wien), 19. 9. 1801; gest. Wien, 23. 7. 1852; röm.-kath. Sohn eines aus OÖ stammenden Webers. S. besuchte in Wien das Gymn. der Piaristen, deren Konvent er ab 1818 angehörte, ihn 1819 jedoch wieder verließ. Nach Absolv. der phil. Jgg. an der Univ. Wien trat er 1821 im Wr. Schottenstift in den Benediktinerorden ein; 1824 Profeß, 1826 Priesterweihe. Ab 1827 als Kooperator in Stammersdorf (Wien) tätig, wurde S. 1828 an das Stiftsgymn. berufen, an dem er bis 1842 die Grammatik-, dann die Humanitätskl. unterrichtete, nach der Gymn.reform 1849 latein. und dt. Sprache lehrte. S., ein ausgezeichneter Pädagoge, gehörte zu jenen Ordenslehrern, die ihre Schüler trotz der Metternichschen Zensur zur Beschäftigung mit der dt. Literatur anregten. Er selbst verfolgte äußerst interessiert das aufstrebende Fach der Germanistik und beschäftigte sich speziell mit Mundartforschung und -dichtung. Seine eigenen, zumeist unveröff. gebliebenen Ged. sind mehrheitl. in einer dem Wienerischen angenäherten nö. Mundart verf.und werden mit dem Schaffen eines Castelli, Misson oder J. G. Seidl (alle s. d.) verglichen. Neben seinen sonstigen Tätigkeiten, u. a. als Sekr. des Abtes, fungierte S.auch als Stiftsarchivar. In jahrelanger Arbeit unterzog er die Bestände des Archivs einer Neuordnung nach Scrinien und legte dazu einen mehrbändigen Kat. an, in dem er die Urkunden und Akten regestenartig verzeichnete.

W. (vgl. Estermann, s. Reg.): Ueber den Zusammenhang der österr. Volkssprache mit den drei älteren dt. Mundarten, in: Jahresber. des ... Gymn. zu den Schotten in Wien ... am Schluß des Schuljahres 1852, (1852); Stiftschronik (bis 1848), 6 Bde., Necrologium, Estreicha Liadln, Gereimtes und Ungereimtes, etc. (alle Hss., alle Schottenstift, Wien).
L.: Nagl–Zeidler–Castle 2, s. Reg.; Scriptores OSB; Wurzbach; O. Helferstorfer, in: Jahresber. des ... Gymn. zu den Schotten in Wien ... am Schluß des Schuljahres 1852, (1852), S. 19f.; M. Adolph, Chronicum literarium continens opuscula ... a RR. Patribus Benedictino-Scotensibus conscripta ..., 1874, S. 113f.; M. M. Rabenlechner, in: Heimgarten 20, 1896, S. 830ff. (mit Ged. proben); A. Hübl, Geschichte des Unterrichtes im Stifte Schotten in Wien, 1907, s. Reg.; H. Geist, in: 132. Jahresber. des Schottengymn. in Wien, 1953, S. 5ff. (mit Bild und Ged.proben); W. Latzke, in: MÖSTA 28, 1957, S. 310ff.; C. R. Rapf, Das Schottenstift (= Wr. Geschichtsbücher 13), 1974, S. 66, 70, 123; W. Leesch, Die dt. Archivare 1500–1945, 2, 1992; D. Schmutzer, Wienerisch g’redt. Geschichte der Wr. Mundartdichtung, 1993, s. Reg.; J. Jung u. a., Das Schottengymn. in Wien, 1997, S. 62 (Bild), 314.
(G. Gatscher-Riedl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 175
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