Serassi, Giuseppe il giovane (Giuseppino) (1750-1817), Orgelbauer

Serassi Giuseppe il giovane (Giuseppino), Orgelbauer. Geb. Bergamo, Venedig (Italien), 16. 11. 1750; gest. ebd., 19. 2. 1817. S. war der erste große Vertreter der von seinem Großvater Giuseppe il vecchio (1694–1760) in Bergamo begründeten und von seinem Vater Luigi (1723–1799) fortgeführten italien. Orgelbauerfa. Serassi; Vater von Carlo S. (s. u.). Er führte Verbesserungen u. a. der Springlade und des Koppelsystems der Manuale ein und erweiterte diese (bei seinen großen Orgeln) auf sechs Oktaven. Zu seinen Hauptarbeiten zählen die 1781–82 gebaute Orgel von S. Alessandro in Bergamo, jene der SS. Annunziata in Como (1800) sowie von S. Eustorgio (1812) und S. Tommaso (1813) in Mailand. Ein 1815 erschienener Kat. verzeichnet 345 Opuszahlen der Fa. Serassi. Von S.s fünf Söhnen übernahm Carlo S. (geb. Bergamo, 1777; gest. ebd., 4. 8. 1849) die Leitung des unter der Fa. Fratelli Serassi weitergeführten Familienbetriebs, dessen Orgeln in Gemeinschaftsarbeit aller Brüder entstanden. Zu den in dieser Periode neu gebauten Orgeln zählen z. B. jene der Kathedrale von Piacenza (1816), S. Maria Maggiore in Trient (Trento), 1826–30, und jene der Kathedralen von Mailand (1842) und Mantua (1851). Ein Kat. von 1858 führt 654 Opuszahlen an. Auch nach dem Tod von Carlo S. blieb die Fa., nunmehr bereits in der fünften Generation, im Besitz der Familie, mußte ihre Tätigkeit jedoch 1870 einstellen. Sie wurde nach dem Tod von Carlos Großneffen Ferdinando S. (1858–1894), des letzten als Orgelbauer tätigen Mitgl. der Familie, als Nachfolgebetrieb weitergeführt. Die Familie Serassi, die durch Generationen die traditionellen Intonations- und Baumethoden der lombard. Schule zur höchsten Blüte führte, nahm im Italien des 19. Jh. die führende Stelle im Orgelbau ein, hatte jedoch nicht die Notwendigkeit erkannt, sich den neuen Technol. des modernen Orgelbaus anzuschließen.

L.: Enc. It.; Grove, 2001; MGG; G. Cremonesi, Biografia di C. S. celebre costruttore d’organi, 1849 (mit Bild); G. Locatelli, in: Bollettino della Civica Bibl. di Bergamo 2, 1908, 29, 1935; A. Geddo, Bergamo e la Musica, 1958, s. Reg. (mit Bild); Enc. della Musica, 1964; La Musica 2/2 1971; C. Moretti, L’Organo italiano, 2. Aufl. 1973, S. 106ff.; Geschäfts- und Familiendokumente (darunter über 800 Briefe), Civica Bibl. „Angelo Mai“, Bergamo, Italien; Mitt. Ellen Hastaba und Reinhard Jaud, beide Innsbruck, Tirol.
(H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 185
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