Seutter von Loetzen (Lötzen), Carl Friedrich (1820-1892), Industrieller

Seutter von Loetzen (Lötzen) Carl Friedrich, Industrieller. Geb. Lindau, Bayern (Lindau im Bodensee, Dtld.), 11. 1. 1820; gest. Wien, 23. 9. 1892; evang. AB. Einer schwäb.-reichsstädt. Patrizierfamilie entstammend, Sohn des Lindauer Weinhändlers Johann Adam, Bruder von Eduard (s. d.), Vater von Hermann (s. u.), Johann Konrad (s. u. Rüdiger S. v. L.) und Rüdiger S. v. L. (s. d.). S. begann seine berufl. Laufbahn als Lehrling bei der Fa. seines Bruders, Hail & Seutter, war dann Reisender eines Baumwollgarngeschäfts in Wien, in der Folge Prokurist, Gesellschafter, ab 1873 alleiniger Inhaber der ab 1861 als Seutter & Co. geführten Fa. 1879 übernahm er nach dem Tod seines Bruders Eduard die Prager Fa., 1880 ein Werk in Seebach bei Spittal an der Drau. 1882 kaufte S. die Baumwollspinnerei und Mühle in Unter-Eggendorf bei Wr. Neustadt, wo er eine Arbeitersiedlung mit Kindergarten, Schule und Werkstätten für die Ausbildung der Arbeiter einrichtete. 1880 k. Rat, war S. auch Handelskammerrat und Handelsgerichtsbeisitzer, Repräsentant des Gremiums der Wr. Kaufmannschaft etc. 1874–79 Abg. zum Reichsrat. S. nahm eine hervorragende Stellung innerhalb der evang. Gmd. in Wien ein. Sein Sohn Hermann S. v. L. (geb. Prag, Böhmen / Praha, Tschechien, 28. 6. 1863; gest. Wien, 8. 4. 1908; evang. AB), war nach Absolv. der Prager Handelsakad. und Volontärzeit in London Prokurist bei Seutter & Co., ab 1892 Chef der Fa. in Wien, Prag und Unter-Eggendorf. Ebenfalls k. Rat, nahm Hermann S. eine Reihe wichtiger Positionen im wirtschaftl. und öff. Leben ein, u. a. als Verwaltungsrat der Prager Maschinenbau AG, der Gebrüder Rosenthal, AG für Textil-Ind. Wien, als Laienrichter des Handelsgerichts Wien, Mitgl. des Gremiums der Wr. Kaufmannschaft, Presbyter der evang. Gmd. in Wien etc. Er war ab 1889 verehel. mit Amélie S. v. L., geb. Kolbe (geb. Gmunden, OÖ, 15. 12. 1867; gest. Wien, 19. 10. 1953), der Tochter eines Advokaten, die die Fa. Seutter & Co. 1908–18 für ihre Kinder führte, bis ihr älterer Sohn, Erich S. v. L. (geb. Wien, 15. 4. 1890; gest. ebd., 16. 2. 1965), die Leitung selbst übernehmen konnte. Dieser sowie sein Bruder Herbert S. v. L. (geb. Wien, 26. 12. 1892; gest. ebd., 22. 9. 1969) führten als namhafte Großindustrielle das Werk des Vaters und Großvaters auch in der Ersten und Zweiten Republik fort.

L.: Dt. Ztg., FB, NWT, 25. 8. 1892; Mitt. Sibylle Hauser-Seutter, Wien. – Hermann S. v. L.: NFP, 9., Die Ind., 11. 4. 1908; Jb. der Wr. Ges. (zu Amélie und Erich S. v. L.); Mitt. Sibylle Hauser-Seutter, Wien.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 200f.
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