Seybel, Otto von (1845-1927), Großindustrieller

Seybel Otto von, Großindustrieller. Geb. Liesing, NÖ (Wien), 26. 1. 1845; gest. Wien, 12. 3. 1927; evang. AB. Sohn von Emil S. (s. d.), Bruder von Georg (geb. Liesing, 12. 12. 1848; gest. Wien, 7. 5. 1916) und Paul v. S. (s. u.), Schwiegervater von Richard v. Skene und Robert v. Schoeller (s. d.), verehel. mit Gertrude, geb. Andreae (geb. Frankfurt am Main, Freie Stadt/Dtld., 4. 11. 1850; gest. Wien, 4. 11. 1924). S. übernahm 1880 gem. mit seinen Brüdern Georg und Paul die Leitung des väterl. Unternehmens, der chem. Fabrik Wagenmann, Seybel & Co., sowie der dazugehörigen industriellen Objekte in Cajla bei Bösing (Pezinok) und Kraubath (Stmk.), die allerdings aufgrund des Rückgangs der Mineralvorkommen im Lauf der 90er Jahre aufgegeben werden mußten. 1908 wurde das zu Weltruf gelangte Unternehmen, in dem v. a. Essig, Spiritus, Schwefel- und Salzsäure, Weinstein- und Zitronensäure sowie Schamotteziegel erzeugt wurden, in eine AG umgewandelt (ab 1930 Tl. der Österr. Hiag Werke Gmbh.), an deren Spitze S. als Präs.stand. Darüber hinaus nahm KR S. eine angesehene Stellung im Wirtschaftsleben Österr. ein und bekleidete führende Positionen, u. a. als Präs. der Wr. Börsekammer, Vizepräs. des Verwaltungsrats der Österr. Länderbank, Dion.mitgl. der Ersten österr. Spar-Casse, Mitgl. des Kuratoriums der Handelsakad. und Verwaltungs- bzw. Aufsichtsrat der AG der chem. Ind., der Eisenbahn Lemberg-Belzec und der Holzverkohlungs-Ind. AG in Konstanz. Wiederholt für seine Leistungen ausgez., wurde er 1912 gem. mit seinen Brüdern nob. Auch S.s Bruder Paul v. S. (geb. Liesing, 3. 2. 1846; gest. Graz, Stmk., 28. 9. 1915; evang. AB) war seit den 80er Jahren am Aufschwung des Unternehmens führend mit beteiligt. Nach Umwandlung in eine AG fungierte er als deren Vizepräs. und hatte, wie sein Bruder, eine Reihe anderer gehobener Positionen inne, u. a. als Präs. der Allg. Verkehrsbank, Vizepräs. der Portois & Fix AG und der Hotel Imperial AG, Ausschußmitgl. des Ver. österr. Chemiker (1898 und 1899) sowie des Wr. Eislaufver.

L. (meist auch für Georg und Paul v. S.): NFP, 12. 3. 1927 (Abendausg.); Großind. Österr. I, Bd. 5, S. 417f.;Oesterr. Chemiker-Ztg. 30, 1927, Nr. 6, S. 58; A. Fessen, Der österr. Wirtschaftsadel von 1909–18, phil. Diss. Wien, 1974, bes. S. 152ff.; AVA, WStLA, beide Wien; Mitt. Wolfgang Meixner, Innsbruck, Tirol. – Paul v. S.: NFP, 29. 9. 1915; Oesterr. Chemiker-Ztg. 18, 1915, Nr. 19, S. 167.
(M.-Th. Arnbom)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 205
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