Siebeck, (Hermann) Rudolph (1812-1878), Hortologe

Siebeck (Hermann) Rudolph, Hortologe. Geb. Leipzig, Sachsen (Dtld.), 13. 4. 1812; gest. Graz (Stmk.), 19. 7. 1878; röm.-kath. Sohn des Dir. eines Erziehungsinst. S., der 1826–29 in Altenburg (Thüringen) Gartenbau lernte, stud. ab 1829 an der Univ. Leipzig Botanik und unternahm in der Folge zahlreiche Stud.reisen. 1842–45 übersiedelte er nach Wien, wo er als Gärtner bei Carl A. Frh. v. Hügel (s. d.), dem Stifter der österr. Gartenbauges., arbeitete. 1846–57 Stadtgärtner und Leiter der öff. Gärten und Promenaden in Leipzig, wurde S. nach seiner Rückkehr zum ersten Stadtgärtner Wiens bestellt (1861) und war in dieser Funktion zunächst der Stadterweiterungskomm. unterstellt; 1871 erster städt. Gartendir., 1874–76 für sämtl. städt. Grünanlagen Wiens verantwortl. S. gestaltete zahlreiche Grünflächen in Wien, so u. a. die Anlage des Reservegartens am Wienflußufer (1867/68, später Eislaufver.), ebenso wurde der Salzburger Mirabellgarten von ihm umgestaltet. Zu seinen bedeutendsten Leistungen zählt die Planung und Schaffung des Wr. Stadtparks (1862, gem. mit Selleny, s. d.), in dem die beiden eine „künstliche Landschaft in der Großstadt“ (Auböck – Ruland) verwirklichten, wobei S. den von Selleny gelieferten künstler. Entwurf überarbeitete und die Ausführungsarbeiten leitete. Diese erste große öff. Wr. Parkanlage diente als Vorbild für die weiteren städt. Grünflächen. S., der ein umfangreiches Fachwissen besaß und auch über Landschaftsparkgestaltung publ., wobei er den engl. Landschaftsgartenstil dem strengeren französ. vorzog, erhielt zahlreiche Würdigungen und Ausz., so u. a. von der Univ. Leipzig das Diplom eines Dr. phil. und Mag. der schönen Künste; 1878 trat S.i. d. R.

W.: Schönbornpark, 1862/63, Esterházypark, 1862–69, Ringstraßenalleen, ab 1863 (alle Wien); etc. – Publ.: Die Verwendung der Blumen und Gesträuche zur Ausschmückung der Gärten ..., 1860; Die Elemente der Landschafts-Gartenkunst, 1861; etc.
L.: Tagespost (Graz), WZ, 20. 7. 1878; Wr. Obst- und Garten-Ztg. 3, 1878, S. 383; Czeike; DBE; Wurzbach; J. Stern – S. Ehrlich, Journalisten- und Schriftsteller-Ver. „Concordia“. 1859–1909, 1909, S. 180, 243; Wien und seine Gärten, ed. A. Auer, 1974, S. 81ff. (fälschl. Sieböck); Hist. Gärten in Österr., red. G. Hajós, 1993, S. 227f., 232; M. Auböck – G. Ruland, Grün in Wien, 1994, S. 36, 73f., 76f.; Stadtarchiv, Graz, Stmk., WStLA, Wien; UA, Leipzig, Dtld.
(I. Ganster – Ch. Gruber)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 225f.
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