Sieber, Ferdinand (1822-1895), Sänger und Gesangspädagoge

Sieber Ferdinand, Sänger und Gesangspädagoge. Geb. Wien, 5. 12. 1822; gest. Berlin, Dt. Reich (Dtld.), 19. 2. 1895. Sohn des Bassisten Carl S. (1796–1829), eines Schülers von Aloysia Lange (s. d.). Schon als Kind reiste S. mit seinem Vater nach Italien, Berlin und Kassel. Nach dessen frühem Tod in Kassel, wohin ihn Louis Spohr verpflichtet hatte, zog die Familie 1831 nach Dresden, wo S. in die Blochmann’sche Lehranstalt eintrat und Sprachen stud. Aufgrund seiner stimml. Begabung erhielt er drei Jahre lang Gesangsunterricht von J. A. Miksch (s. d.). Bereits 1842 trat S. erstmalig in einem Konzert auf, worauf er eine erfolgreiche Tournee durch Süddtld. antrat, was 1843 zu seiner Berufung an das Hoftheater zu Detmold führte. Dort blieb er bis 1847 und sang 53 Baßpartien, darunter den Sarastro in der „Zauberflöte“, den Kaspar im „Freischütz“, den Bertram in Giacomo Meyerbeers „Robert der Teufel“ sowie Partien in Gasparo Spontinis „Die Vestalin“, Beethovens (s. d.) „Fidelio“ und Donizettis (s. d.) „Lucretia Borgia“ an der Seite von Wilhelmine Schröder (s. d.). Dazwischen gastierte er in Hamburg, Hannover und Schwerin. 1846 verließ er Detmold, wo er sich künstler. unzufrieden fühlte, und begab sich auf eine Gastspielreise durch Süddtld., die Schweiz und Italien. Dort betrieb er weitere Gesangsstud. bei Girolamo Forini und Felice Ronconi (s. u. Ronconi Domenico). 1849 kehrte er nach Dresden zurück, trat jedoch fast nur mehr als Konzertsänger auf. Im selben Jahr wurde er als Gesangslehrer an das Blochmann’sche Inst. verpflichtet, von wo er 1854 als Lehrer an die kgl. Musikakad. in Berlin berufen wurde; 1864 Prof., als welcher er sich speziell der Gesangspädagogik widmete. Auch durch seine grundlegenden Veröff. auf diesem Gebiet weithin bekannt, hat S. während seiner Lehrtätigkeit an die 700 Schüler unterrichtet. Daneben war er als Musikkritiker und Rezensent für mehrere angesehene Musikz. tätig. Zu seinen Kompositionen zählen Lieder, Solfeggien und gesangspädagog. Übungen.

W.: Vollständiges Lehrbuch der Gesangskunst ..., 1858, 2. Aufl. 1878; Kurze Anleitung zum gründl. Stud. der Gesangskunst, 1865; Catechismus der Gesangskunst, 1862, 6. Aufl. 1903; Hdb. des dt. Liederschatzes. Cat. von 10.000 ... nach dem Stimmumfange systemat. geordneten Liedern, 1875; etc.
L.: Bernsdorf–Schladebach; Fétis; Grove, Opera; Kosch, Theaterlex.; Kutsch–Riemens 5; Mendel–Reissmann; MGG; Pazdírek; Riemann, 11. Aufl.; C. v. Ledebur, Tonkünstler-Lex. Berlin´s ..., 1861; A. Hinrichsen, Das literar. Dtld., 2. Aufl. 1891.
(C. Höslinger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 226f.
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