Siebold Heinrich Frh. von, Diplomat und Sammler. Geb. Boppard, Preußen (Dtld.), 21. 7. 1852; gest. Schloß Freudenstein bei Bozen, Tirol (Bolzano/Bozen, Italien), 11. 8. 1908. Sohn von Philipp Franz, Bruder von Alexander v. S. (s. d.). Nach vorzeitigem Austritt aus dem Gymn. in Würzburg kam S. 1869 nach Japan, stellte sich aufgrund seiner Japanischkenntnisse der im Aufbau befindl. österr.-ung. Gesandtschaft als Dolmetscher zur Verfügung und wurde 1872 in den Staatsdienst übernommen. Für die Wr. Weltausst. 1873 half er die japan. Objekte zusammenzustellen, anzuliefern und nach der Ausst. verschiedenen europ. Mus. zu übergeben. S. blieb über 25 Jahre im konsular. Dienst in Ostasien, ab 1880 mit dem Titel Legationssekr. Große Verdienste erwarb er sich um die Erforschung der japan. Urgeschichte und als kenntnisreicher Sammler. Er belieferte europ. Mus. mit Kult-, Kunst- und Gebrauchsgegenständen aus allen Gebieten Japans. Das wertvollste Geschenk machte er 1889 dem Naturhist. Hofmus. (jetzt im Mus. für Völkerkde.) in Wien mit einer 5.315 Nr. umfassenden ethnolog. Smlg., die einen Querschnitt durch den gesamten Bereich der japan. Kultur darstellt. Zum Dank wurde er 1889 in den österr. Frh.stand erhoben. 1899 krankheitshalber i. R., blieb S. aber weiter Mittler zwischen Ostasien und Europa. Sein Nachlaß befindet sich u. a. im Mus. für Völkerkde. und im Österr. Mus. für angewandte Kunst, beide in Wien, und an der Ruhr-Univ. in Bochum.