Sieder, Josef (Josi, Spuli) (1918-[nach dem 20.1.] 1945), Widerstandskämpfer und Spanienkämpfer

Sieder Josef (Josi, Spuli), Widerstandsund Spanienkämpfer. Geb. Wien, 12. 4. 1918; gest. KZ Bergen-Belsen (?), Dt. Reich (Dtld.), nach 20. 1. 1945; mos. Sohn des Kaufmanns Ire S. (geb. Kolomea/Kołomyja, Galizien / Kolomyja, Ukraine, 9. 1. 1870), Bruder von Adolf S. (s. u.). S. besuchte die Realgymn. in Wien 7, dann in Wien 16, wo er 1937 maturierte. Ab 1934 war er Mitgl. des Kommunist. Jugendverbandes Österr. (KJVÖ), danach des Zentralkomitees des Antifaschist. Mittelschülerbundes Österr., einer 1935 vom KJVÖ gegründeten illegalen Volksfrontorganisation im Schulbereich, und wurde als solches 1936 gem. mit anderen verhaftet und vor den Jugendgerichtshof gestellt. Nach seiner Freilassung ausgewiesen, ging S. angebl. nach Prag, von da 1937 über Paris nach Spanien, wo er sich im Bürgerkrieg den Internationalen Brig. anschloß und 1938 im Thälmann-Baon. der 11. Internationalen Brig. kämpfte. S. flüchtete nach der Niederlage der Republikaner nach Belgien, später nach Südfrankreich und wurde im Lager Gurs interniert. Er engagierte sich innerhalb der französ. Résistance im Rahmen der Travail Anti-Allemand, ab Mai 1943 wirkte er in Lille als interregionaler Instrukteur für die Dep. Nord und Pas-de-Calais. Im September 1944 von der Gestapo verhaftet, wurde er in das KZ Stutthof gebracht, von dort im November in das KZ Natzweiler/ Kmdo. Echterdingen und im Jänner 1945 in das KZ Bergen-Belsen, wo er umkam. S.s Bruder Adolf S. (geb. Kolomea, 2. 2. 1913; gefallen Spanien, Frühjahr 1937; mos.), von Beruf Handelsangestellter, war ab 1931 Mitgl. der Sozialist. Arbeiterjugend, ab 1934 der Kommunist. Partei Österr. Im Oktober 1936 verhaftet und im Dezember desselben Jahres in die Tschechoslowakei abgeschoben, schloß sich auch er den Internationalen Brig. in Spanien an, wo er der 86. Brig. als Dolmetscher zugeteilt war. Er fiel 1937 an der Córdoba-Front.

L.: Hdb. der Emigration, s. Reg.bd.; M. Tidl, Die Roten Studenten. Dokumente und Erinnerungen 1938–45 (= Materialien zur Geschichte der Arbeiterbewegung 3), 1976, s. Reg.; G. Tidl, Die sozialist. Mittelschüler Österr. von 1918 bis 1938, 1977, S. 112ff., Anhang S. 23f.; Österreicher im Span. Bürgerkrieg. Interbrigadisten berichten über ihre Erlebnisse, (1986), s. Reg. (mit Bild); Album Gurs. Ein Fundstück aus dem österr. Widerstand, vorgelegt und eingeleitet von E. Hackl – H. Landauer, 2000, S. 24; DÖW, WStLA, beide Wien; Mitt. Hans Landauer, Wien. – Adolf S.: DÖW, WStLA, beide Wien; Mitt. Hans Landauer, Wien.
(E. Lebensaft – Ch. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 232
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>