Siegl, Eduard (1831-1889), Wirtschaftsfachmann und Politiker

Siegl Eduard, Wirtschaftsfachmann und Politiker. Geb. Mähr. Schönberg, Mähren (Šumperk, Tschechien), 24. 10. 1831; gest. Göding, Mähren (Hodonín, Tschechien), 27. 11. 1889. Sohn von Carl Ignaz, Bruder von Robert d. Ä. (beide s. d.) und Richard S. (s. u. Robert S. d. Ä.). S. absolv. die Gymn. in Kremsier (Kroměříž) und Olmütz (Olomouc) und wollte danach an der Univ. Prag Jus stud., mußte jedoch, da er sich als Mitgl. der Burschenschaft Markomannia an der Maiverschwörung 1848 beteiligt hatte, fliehen. Er wurde 1849 verhaftet, bis Ende 1851 in Untersuchungshaft gehalten und zu 15 Jahren schweren Kerkers verurteilt; 1854 begnadigt. S. plante in der Folge ein landwirtschaftl. Stud., erhielt jedoch, da er unter Polizeiaufsicht stand, keine Stud.bewilligung, sodaß er sich der landwirtschaftl. Praxis zuwenden mußte. 1854–60 arbeitete er als Volontär auf verschiedenen Gutsherrschaften und in Zuckerfabriken im In- und Ausland und absolv. privat den zymotechn. Kurs bei Balling (s. d.) in Prag. 1862 wurde S. techn. Dir. der Zuckerfabrik in Barzdorf (Bernartice) und gründete dort den landwirtschaftl. Ver. für Nordwestschlesien, 1869 in Oberhermsdorf (Horní Hěrmanice) eine landwirtschaftl. Lehranstalt, eine der ersten dieser Art in Schlesien. S. war Mitgl.des Agrarkongresses und des internationalen land- und forstwirtschaftl. Kongresses. Anfangs der 70er Jahre des 19. Jh. war er Dir. der Herbersteinschen Herrschaft Kanitz (Dolní Kounice) und organisierte die Errichtung einer Zuckerfabrik in Pohrlitz (Pohořelice). 1873–88 Abg. zum Reichsrat, in welchem er der Fortschrittspartei, danach den Vereinigten Linken und dem Dt. Klub angehörte und sich v. a. Wirtschafts- und Landwirtschaftsfragen widmete. 1888 wurde er zum Oberinsp. der Zuckersteuerkontrolle für Mähren, Schlesien, Galizien und NÖ ernannt.

W.: Bewährtes prakt. Verfahren in der Runkelrüben-Spiritusfabrikation ..., 1858 (gem. mit A. Hartmann); usw.
L.: NFP (Abendausg.), Fremden-Bl., Mähr.-schles. Correspondent, Tagesbote aus Mähren und Schlesien, 28., Grenzbote des nordwestl. Mährens, 30. 11. 1889; Hahn, 1879, 1885; H. Heller, Mährens Männer der Gegenwart 1, 1885; K. Umlauff – F. Tersch, Chronik der Stadt Mähr. Schönberg 2, 1901, S. 75; E. Wölfl, in: FS zum 70jährigen Bestande des land- und forstwirtschaftl. Ver. für das nordwestl. Schlesien 1867–1937, 1937, S. 4; Biografický slovník Slezsky a severní Moravy 11, 1998.
(F. Spurný)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 240
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