Sies (Sieß, Süß), Josef Nikolaus (1818-1887), Orgelbauer

Sies (Sieß, Süß) Josef Nikolaus, Orgelbauer. Geb. Schnann (Tirol), 4. 12. 1818; gest. Völs am Schlern, Tirol (Fiè allo Sciliar/Völs am Schlern, Italien), 17. 2. 1887. – Sohn eines Bauern und Handelsmanns, Bruder von Johann Anton (1817–1873) und Philipp Jakob S. (1820–1863), die als Maler u. a. für Südtiroler Kirchen tätig waren; sein Bruder Franz Sales Aloys S. (1826–1871) ist nach 1859 mit Orgelreparaturen in der Schweiz nachweisbar. S. war ab 1855 in Bozen wohnhaft. Wo er den Orgelbau erlernte, ist nicht aktenkundig; seine Orgeln unterscheiden sich jedoch aufgrund ihrer Disposition, des Klangcharakters und techn. Einzelheiten von zeitgenöss. tirol. Arbeiten. Seine Gehäusegestaltung, aber auch Details bei den Holzteilen lassen den Schluß auf eine gediegene tischler. Ausbildung zu. Seine früheste nachweisbare Arbeit ist die Reparatur der Pfarrkirchenorgel von Glurns (Glorenza/Glurns), 1846, als sein erstes selbständiges Werk gilt die – im 1. Weltkrieg zerstörte – sechsregistrige Orgel für Trafoi (1848). Neubauten waren u. a.: Laas (Lasa/Laas), 1853 (das neuroman. Gehäuse noch erhalten), Terlan (Terlano/Terlan), 1864 (zweimanualig, 22 Register, neugot. Prospekt), St. Maria im Münstertal (Schweiz), 1865, Stilfs (Stelvio/Stilfs), 1869 (einmanualig, 16 Register; die Orgel wurde 1991–92 wieder in ihren Originalzustand rückgeführt) und Trient (Trento) (Kirche S. Marco; zweimanualig, 27 Register), 1873. In Innsbruck führte S. 1875 u. a. den Umbau der Orgel von St. Jakob durch (31 Register). Seine Prospekte sind v. a. der Neuromanik, aber auch der Neugotik verpflichtet. Bes. Sorgfalt widmete er der Intonation und der reinen Stimmung seiner Orgeln, wobei er v. a die Flötenregister kultivierte. Insges. lassen sich rund drei Dutzend Neubauten und größere Umbauten für S. nachweisen. Keines seiner Instrumente ist im Originalzustand erhalten geblieben, doch ist deren Umbau z. Tl. noch im 19. Jh. nicht auf mangelnde Qualität, sondern auf gewandelte künstler. Auffassungen zurückzuführen.

L.: Bote für Tirol, 24., 28., 31. 12. 1850, 31. 7. 1865, 13. 8. 1868, 3. 7. 1873, 30. 10. 1875, 21. 6. 1876; Tiroler Schützenztg., 11. 9. 1854, 16. 11. 1855; Tiroler Stimmen, 23. 11. 1863, 19. 7. 1967; O. Eberstaller, Orgeln und Orgelbauer in Österr. (= Wr. musikwiss. Beitrr. 1), 1955, S. 139f.; A. Reichling, in: Gmd.bl. für den Bez. Landeck 34, 1979, Nr. 34, S. 5f.; ders., Orgellandschaft Südtirol, 1982, S. 22f.; ders., in: Völs am Schlern. 888–1988, bearb. J. Nössing, 1988, S. 508ff.; Festgabe zur Einweihung der ... „Sies“-Orgel ... in der Pfarrkirche Stilfs, 1992; L. Andergassen, Kunst in Terlan, 1996, S. 122; A. Reichling, in: Veröff. des Tiroler Landesmus. Ferdinandeum 78, 1998, S. 229ff.; R. Jaud, in: Domorgel St. Jakob/Innsbruck. FS zur Orgelweihe ..., ed. G. Egger, 2000, S. 26ff.
(E. Hastaba)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 250f.
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