Silbert, Johann Peter (1778-1844), Schriftsteller, Übersetzer und Lehrer

Silbert Johann Peter, Schriftsteller, Übersetzer und Lehrer. Geb. Colmar (Frankreich), 30. 3. 1778; gest. Hietzing, NÖ (Wien), 26. 12. 1844. – Sohn eines aus der Kurpfalz stammenden Tanzlehrers, der 1773 als Korporal nach Colmar gekommen war. Die Familie flüchtete während der Französ. Revolution ins Rheinland, blieb bis 1792 in Mainz, wo S. die Schule besuchte, um danach in Franken für zwei Jahre in die Legion des Gen. Condé einzutreten, die in Süddtld. die französ. Revolutionäre bekämpfte. I. d. F. wandte er sich theol. Stud. zu und absolv. in Rom das Noviziat, wobei er mit ehemaligen Jesuiten in Berührung kam. 1801 ging er, ohne das Subdiakonat erhalten zu haben, über Wien als Privatlehrer für Französ. nach Siebenbürgen, war 1801–10 auch Zeichenlehrer am Gymn. und Kollegium in Klausenburg (Cluj-Napoca), 1811–14 an der Nationalhauptschule in Kronstadt (Braşov), daneben Französ.lehrer am dortigen Gymn. sowie Handelskorrespondent für eine Exportfa. Da er sich in Wien einen größeren Wirkungskreis erhoffte, bewarb er sich 1814 erfolgreich um eine Lehrerstelle an der Realakad. zu St. Anna (das spätere polytechn. Inst.), wo er bis 1835 wirkte, 1823–34 auch als Sprachlehrer an der Klinkowströmschen Erziehungsanstalt für junge Adelige. S.s gegen Josephinismus und Aufklärung gerichtete Haltung führte ihn in den Kreis K. M. Hofbauers (s. d.), der seit 1808 in Wien eine Erneuerung des geistl. Lebens propagierte. S. trat Adam Müller, J. A. v. Pilat und Friedrich v. Schlegel (beide s. d.), den Brüdern Anton (s. d.) und Georg Passy, Zacharias Werner, Johann Emanuel Veith, unter ihnen zahlreiche Konvertiten, nahe und entfaltete von 1817 an eine rastlose schriftsteller. Tätigkeit zur Förderung einer kath. Literaturbewegung. Dies geschah im Zusammenhang mit der von G. Passy 1817 eingerichteten „Geistlichen Leihbibliothek“, für die S. nicht nur zahlreiche Übers. aus dem Latein. anfertigte, sondern auch Andachtsbücher („Emmanuel“, 1820, 2. Aufl. 1835) und andere Erbauungsliteratur (kirchengeschichtl. Werke, Missionsgeschichten) verf. 1819–23 gehörte S. zum Hrsg.- kreis der Erbauungsz. „Oelzweige“, die die Ideen des Kreises verbreiten sollte, später engagierte er sich auch für den Ver. zur Verbreitung guter kath. Bücher der Mechitaristen. Insgesamt sind neben zahlreichen Beitrr. in Z. etwa 100 Buchveröff. S.s bekannt. In der literar. Fertigkeit als Erbauungsschriftsteller hatte er eine unangefochtene Spitzenstellung. Bereits seit Mitte der 1820er Jahre kränkelnd, verbrachte er seine letzten Lebensjahre mit seiner Frau und der ihm bei der Schriftstellerei zur Hand gehenden Tochter Barbara (Biry) S. (1809–1873) in Hietzing, wohin er sich aus dem „großen Babel“ Wien zurückgezogen hatte.

W. (auch s. u. Paulin; Vicat): Dom hl. Sänger ..., 1820, Neuausg. 1835; Leitsterne auf der Bahn des Heils, 6 Tle., 1821; Andachtsbuch zum göttl. Herzen Jesu, 1830, 2. Aufl. 1840; Stunden der wahren Andacht zur Belehrung und Erbauung, 3 Bde., 1831–43; Conversations-Lex. des geistl. Lebens, 2 Bde., 1839–40; etc.
L.: ADB; Brümmer, 18. Jh.; Giebisch–Gugitz; Goedeke, s. Reg. Bd.; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 2, s. Reg.; Wurzbach; W. Schweitzer, Kirchl. Romantik, phil. Diss. Wien, 1926, S. 142ff.; P. Paulin, J. P. S. (= Lebensbilder elsäss. Katholiken 3), 1930 (m. W.); X. Vicat, J. P. S. ... Litterature et religion à Vienne à l’époque du romantisme, Diss. Paris, 2 Bde., 1990 (m. B., W. und L.); Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne 35, 2000.
(H. Jacob)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 265f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>