Sina zu Hodos und Kizdia, Georg Simon Frh. von (1782-1856), Unternehmer, Bankier und Großgrundbesitzer

Sina zu Hodos und Kizdia Georg Simon Frh. von, Unternehmer, Bankier und Großgrundbesitzer. Geb. Niš, Osman. Reich (Serbien und Montenegro), 20. 11. 1782; gest. Wien, 18. 5. 1856; griech.-orthodox. –Sohn von Simon Georg S. de Hodos et Kizdia aus erster Ehe, Halbbruder von Johann Simon, Vater von Simon Georg Frh. v. S. (alle s. d.). S., der bereits ab 1803 gem. mit seinem Vater das von diesem geschaffene Großhandels- und Bankhaus führte, erwarb 1811 die österr. Staatsbürgerschaft und gründete in Wien ein eigenes Großhandels- und Bankhaus, das er 1822 – nach dem Tod des Vaters – als Simon Georg Sina protokollieren ließ. S. handelte in großem Stil mit levantin. und europ. Waren, vorerst mit Baumwolle, dann mit Schafwolle, Holz und Kohle sowie Salz und – ab Mitte der 1830er Jahre – v. a. mit Tabak; seine Handelsbeziehungen erstreckten sich von Wien aus in die bedeutendsten europ. Zentren, wie Paris, London, Rom, anderseits nach Odessa (Odesa), Kairo, Alexandrien und sogar bis Indien. In den 1840er Jahren zählte das S.sche Bankhaus neben Rothschild und Arnstein & Eskeles zu den bedeutendsten Häusern, ab 1826 kam es zu Anleihen seitens des österr. Staates, ab 1831 der Gmd. Wien. 1825–49 war S. auch Dir., 1849–56 Vize-Gouverneur der Nationalbank. Neben Fabriksbeteiligungen, etwa an den Pottendorfer Baumwoll- und Flachsgarnspinnereien, engagierte sich S. hauptsächl. in Projekten auf dem Gebiet der Infrastruktur, die, basierend auf seiner Freundschaft mit Stephan Gf. Széchenyi, zumeist in Verbindung mit Ungarn standen, v. a. für den Bau der 1849 eröffneten Kettenbrücke über die Donau in Ofen-Pest. Die von ihm 1838 erlangte Eisenbahnkonzession ermöglichte den Bau der später als Südbahn bekannten Verbindung zwischen Wien und Raab (Győr) sowie jener zwischen Wien und Gloggnitz. Daneben war S. auch wesentl. an der Donaudampfschiffahrts-Ges. beteiligt. Sowohl auf der Grundlage des väterl. Vermögens als auch durch eigenen unternehmer. Weitblick war S., der auch „der Reiche“ genannt wurde, nicht nur zu einem der wohlhabendsten Unternehmer Österr. geworden, der ledigl. von der Familie Rothschild übertroffen wurde, sondern auch zu einem der größten Grundbesitzer Ungarns, der im Lauf der Jahre von verarmten Adeligen ein immenses Grundvermögen in Ungarn, aber auch in NÖ, Böhmen und Mähren erworben hatte. Zumindest auf den ung. Gütern wurden diejenigen Produkte erzeugt, die den Schwerpunkt von S.s Handelstätigkeit bildeten, wobei S. an fast allen Entscheidungen persönl. beteiligt gewesen sein dürfte. Seine Bedeutung im wirtschaftl. und öff. Leben der Monarchie schlägt sich u. a. in der Verleihung des ung. Adelsstands (1818) sowie des österr. Ritter- (1826) und Frh.- stands (1832) nieder. 1834–56 fungierte S. als griech. Generalkonsul in Wien, 1845 stiftete er die Sternwarte in Athen und war daneben auch in verschiedenen anderen philantrop. Unternehmen engagiert.

L.: Czeike; Wurzbach; A. N. Gouda, Bioi paralleloi 4, 1871, S. 1ff. (m. B.); V. Papacostea, in: Revista Macedoromână 2, 1930, Nr. 1, S. 78ff.; G. S. Laïos, S. S. (= Biographiai Ethnikōn Euergetōn 1), 1972 (m. B. und L.); H.- H. Brandt, Der österr. Neoabsolutismus. Staatsfinanzen und Politik 1848–60, 1–2 (= Schriftenr. der Hist. Komm. bei der Bayer. Akad. der Wiss. 15), 1978, s. Reg.; A. Lanier, Die Geschichte des Bank- und Handelshauses S. (= Europ. Hochschulschriften 3/805), 1998 (m. L.); A. A. Deák – dies., Die Verbindung von S. Széchenyi und G. S.und das Unternehmen Kettenbrücke (= ebd. 3/931), 2002 (m. B.); Az arany ember. A Gödöllőyi kastély görög ura:S.György és fia, S. Simon, ed. B. E. Kerényi, Gödöllő 2003 (Kat.); Mitt. Georg Gaugusch, Wien.
(M. D. Peyfuss)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 289f.
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