Sioly, Johann (1843-1911), Komponist und Pianist

Sioly Johann, Komponist und Pianist. Geb. Wien, 26. (25.) 3. 1843; gest. ebd., 8. 4. 1911; röm.-kath. – S., Sohn eines Polizeiagenten, stud. 1853–59 am Wr. KdM Violine und war ab 1861 Klavierspieler und Komponist in verschiedenen Wr. Volkssängerges. 1869 wurde er Klavierbegleiter der Volkssängerin Antonie Mansfeld (s. u. Montag). Nach weiterer Tätigkeit u. a. in der Ges. von Anton Amon sen. (geb. Wien, 7. 5. 1833; gest. ebd., 5. 7. 1890) (s. u. Wenzel Seidl) und mit Guschelbauer (s. d.)wurde er 1879 Mitgl. der Ges. Seidl und Wiesberg. Hier entfaltete sich S.s außerordentl. Talent in der Vertonung der gemütstiefen und humorvollen Texte Wiesbergs, wie z. B. „Das hat ka Goethe g’schrieb’n“ oder „D’ Hausherrsöhn’ln“. Auch die unzähligen gem. geschaffenen, meist auf aktuelle Anlässe aus Politik, Lokalereignissen und Kommunalwirtschaft Bezug nehmenden Couplets und Duette waren große Publikumserfolge, insbes. die „Es-damdam-G’stanz’ln“. S. schrieb u. a. auch für die Ges. Guschelbauers, das von diesem vorgetragene Lied „Weil i a alter Drahrer bin“ (Text: Ernst Polhammer), das in mehr als 100 Aufl. erschienen sein soll, wurde von Arnold Schönberg im Zusammenhang mit Orchestrierungsübungen für seine Schüler arrangiert. S. arbeitete auch mit vielen Volksschriftstellern seiner Zeit (u. a. Lorens, Merkt und Skurawy, alle s. d.) zusammen; die Anzahl seiner Kompositionen wird wohl mehrere tausend (Couplets, Duette, Walzer- und Marschlieder) betragen haben. Entgegen der Überlieferung, daß er in Armut gestorben sei, hinterließ S., „der Strauß des Brettls“, bei seinem Tod eine nicht unbeträchtl. Geldsumme.

W.: s. u. Pazdírek (ca. 350 Eintragungen); Nachlaß, Musiksmlg. und Hss.smlg., beide WStLB, Wien.
L.: Illustrirtes Wr. Extrabl., 23. 9. 1899 (m. B.), 2. 2. 1902, 9. 4. 1911; FB, 24. 9. 1899; Wr. Bilder, 19. 4. 1911 (m. B.); Mein Hausbl. 4, 1936, Nr. 36; Illustrierte Kronen-Ztg., 3. 4. 1936; NWT, 25. 3. 1943; Neues Österr., 16. 4. 1961; Czeike; Pazdírek; Renner, Nachlässe; J. Koller, Das Wr. Volkssängertum in alter und neuer Zeit, 1931, s. Reg.; H. Hauenstein, Chronik des Wr.liedes, 1976, S. 147f., 260; S. Lang, Lex. österr. U-Musik-Komponisten im 20. Jh., 1986; WStLA, WStLB, beide Wien; Mitt. Arnold Schoenberg Center, Wien.
(N. Lackner – E. Weber)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 304
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