Skarbek, Stanisław Gf. (1780-1848), Theaterunternehmer und Mäzen

Skarbek Stanisław Gf., Theaterunternehmer und Mäzen. Geb. Obertyn, Galizien (Ukraine), 20. 11. 1780; gest. Lemberg, Galizien (L’viv, Ukraine), 27. 10. 1848; röm.- kath. – Aus einer der ältesten poln. Adelsfamilien stammend, besuchte S. 1792–1800 das Gymn. in Lemberg. Durch erfolgreiche Geschäftstätigkeiten (Errichtung von Eisenhütten, Viehzucht und -handel etc.) gelang es ihm, das verlorengegangene große Familienvermögen wieder herzustellen (u. a. war er 1812–16 Eigentümer des sog. „Schikaneder-Schlössels“ in Wien–Nußdorf); 1843 verfügte er über ein Vermögen von 5 Millionen fl. Bereits 1819 hatte S. einen detaillierten Plan für die Errichtung eines neuen Theaters in Lemberg vorgelegt, den er 1833 wieder aufgriff (Pläne von Salzmann, s. d.; Baubeginn 1835). Das Theater wurde 1842 mit Grillparzers „Der Traum ein Leben“ eröffnet, die Dion. für die Saison 1842/43 übernahm S. selbst und behielt bis zu seinem Tod die unternehmer. Oberleitung. Das Theater diente sowohl dem Schauspiel (auf dt. und poln.) als auch der Oper (dt. und italien.). Das Niveau des Sprechtheaters wurde zeitweise als sehr niedrig beschrieben, Ausnahmen bildeten u. a. der große Charakterdarsteller Bogumil Dawison (1818–1872; 1849–53 Mitgl. des Wr. Hofburgtheaters), der während seiner Lemberger Zeit (1840–45), von S. unterstützt, den Übergang von der poln.- zur dt.- sprachigen Bühne vollzog, und Anna Löwe (s. d.). Der Chorist Reinhardt (s. d.) wurde nach seinem Lemberger Debüt (1842) bereits im folgenden Jahr an die Wr. Hofoper engagiert. S.s Theaterleitung war zeitweise starker Kritik ausgesetzt, bes. von Seiten des in Lemberg auch als Theaterkritiker und Bühnenautor tätigen späteren Biographen Constantin v. Wurzbach. Bes. Verdienste erwarb sich S. durch die Errichtung (1843) der nach ihm benannten Stiftung für die Errichtung und Erhaltung eines Armen- und Waiseninst., in die er sein gesamtes Vermögen einbrachte. Er war ab ca. 1814 mit Zofia Gfn. Jabłonowska verheiratet, die sich nach der Scheidung 1828 mit dem Komödiendichter Aleksander Gf. Fredro (s. d.) verehel.

L.: PSB; Wurzbach; Słownik biograficzny teatru polskiego 1765–1965, 1973; G. Marinelli-König, Polen und Ruthenen in den Wr. Z. und Almanachen des Vormärz (1805–1848) (= Sbb. Wien, phil.-hist. Kl., 590), 1992, s. Reg.; J. Got, Das österr. Theater in Lemberg im 18. und 19. Jh., 1–2 (= Theatergeschichte Österr. X/4), 1997, s. Reg. (m. B.); Mitt. Dmitrij Kolbin, L’viv, Ukraine.
(H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 316
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