Škarda Václav, Politiker und Rechtsanwalt. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 28. 5. 1861; gest. ebd., 8. 3. 1912. –Sohn von Jakub, Bruder von Vladimir Š. (beide s. d.). Nach Absolv. des Gymn., 1878, stud. Š. Jus. an der Tschech. Univ. Prag, 1883 Dr. jur. Danach beteiligte er sich an der Hrsg. der Z. „Akademické listy“ und „Právník“. Ab 1890 führte er eine eigene Kanzlei in Prag. Seine polit. Tätigkeit als Mitgl. der Jungtschechen d. h. Freisinnigen Nationalpartei setzte erst in den 1890er Jahren ein, so war er 1893–95 Mitgl. im Prager Stadtverordnetenkollegium. 1894 wurde Š.in den böhm. LT gewählt, 1896–1907 war er Landesausschußbeisitzer, wobei es ihm gelang, die Verwaltung der wirtschaftl. Bez.vorschußkassen und der Kontributionsfonds zu regeln. Auch an der Ausarbeitung der Resolution von Nimburg (Nymburk)1894, die die Partei auf einen gemäßigteren Kurs brachte, war Š. beteiligt. 1895 trat er an die Spitze des Klubs der Freisinnigen Nationalpartei und wurde im selben Jahr Obmann des jungtschech. Vollzugsausschusses. Wie sein Vater vertrat Š. grundsätzl. den staatsrechtl. Standpunkt; er wußte diesen jedoch mit Realpolitik zu verbinden, etwa indem er eine Zusammenarbeit mit Badeni (s. d.) befürwortete und Kaizl (s. d.)unterstützte, als dieser (auch gegen krit. Stimmen in der eigenen Partei) 1898/99 Finanzminister im Kabinett Thun war. Polit. setzte sich Š., der innerparteil. ausgleichend wirkte, für eine Konzentration der tschech. bürgerl. Parteien ein, so brachte er 1901 Absprachen mit den Alttschechen und 1903 auch mit den Agrariern zustande. Ab 1905 bemühte er sich, wenn auch erfolglos, um eine Versöhnung zwischen Tschechen und Dt. in Böhmen. 1906 war er in die Reorganisierung der Partei führend involviert, ehe er 1907 ins HH berufen wurde.