Skoda (Škoda), Josef von (1805-1881), Anatom und Internist

Skoda (Škoda) Josef von, Anatom und Internist. Geb. Pilsen, Böhmen (Plzeň, Tschechien), 10. 12. 1805; gest. Wien, 13. 6. 1881; röm.-kath. – Bruder von Franz, Onkel von Emil v. S. (beide s. d.). S. stud. ab 1825 Med. an der Univ. Wien; 1831 Dr. med. 1831 als Choleraarzt in Böhmen tätig, 1832 unbesoldeter Sekundararzt im Wr. AKH, 1838 Bezirksarmenarzt in der Wr. Vorstadt St. Ulrich (Wien-Neubau). Patholog. Beobachtungen und Stud. bei K. Frh. v. Rokitansky (s. d.) führten 1839 zur Veröff. der „Abhandlung über Perkussion und Auskultation“, die S.s Weltruhm begründete und in der er die Entdeckungen Johann Leopold v. Auenbruggers und des Franzosen René-Théophile-Hyacinthe Laënnec aufgriff und dabei zu völlig neuen Erkenntnissen gelangte, u. a., daß Perkussion und Auskultation nur über die physikal. Veränderungen im Organismus durch das Krankheitsgeschehen aussagen, nichts aber über die Art der Krankheit. S.s Ansichten wurden in Fachkreisen zunächst abgelehnt, schon 1837 war er wegen Abweichung von damals übl. Therapiemaßnahmen strafweise in die Irrenabt. des AKH versetzt worden. 1840 konnte er an die neuerrichtete Abt. für Brustkranke zurückkehren. Im selben Jahr gelang ihm gem. mit Franz Schuh (s. d.) die Punktion des Herzbeutels. 1841 Primararzt, stand er neben der Abt. für Brustkranke einer Abt. für interne Krankheiten und für Hautkrankheiten vor. Bewerbungen um eine Professur in Prag und um die Lehrkanzel der inneren Med. in Wien scheiterten. Ab 1846 Prof. und Vorstand der Klinik für innere Med., 1861 HR, 1871 i. R. Gem. mit Ferdinand v. Hebra (s. d.) und Rokitansky gilt S. als Begründer der 2. Wr. med. Schule. Seine Lehrtätigkeit basierte auf physikal. Untersuchungsmethoden und beinhaltete die Unterscheidung und Deutung von Klopftönen, insbes. in der Herz- und Lungendiagnostik. S. gilt daher auch als Begründer der physikal. Diagnostik. In seinen Vorlesungen bediente er sich als Erster der dt. Sprache. Im Zuge der Typhusbekämpfung setzte sich S. ab 1858 für die Errichtung der Wr. Hochquellenwasserleitung und den Ausbau der Kanalisation ein. Er beantragte 1862 Maßnahmen zur Tierseuchenverhütung, trat für den Impfzwang ein und beschäftigte sich mit dem Findelhauswesen. Noch zu Lebzeiten stiftete er sein Vermögen für Armenhäuser und wohltätige Institutionen. Für seine Verdienste mehrfach ausgez., war S. Mitgl. zahlreicher wiss. Akad. und Ges., u. a. der k. Akad. der Wiss. in Wien (1848) und Ehrenpräs. der Ges. der Ärzte.

W.: s. u. Almanach Wien; Frohne; Kreuter.
L.: NFP, 19., 25., 28. 11., 9., 20. 12. 1905; WZ, 8. 12. 1955; Almanach Wien 32, 1882, S. 265ff. (m. W.); Czeike; Egerländer Biograf. Lex. (m. B.); Kreuter (m. L. und W.); Lesky, s. Reg.; Wurzbach; J. Hirschfeld, Galerie berühmter Kliniker und hervorragender Ärzte, 1877 (m. B.); J. Wagner-Jauregg, in: WMW 2, 1927, S. 71f.; H. Glaser, Wiens große Ärzte, 1947, S. 85ff.; W. Löffler, in: WKW 63, 1951, S. 618ff.; E. Berghoff, in: WMW 105, 1955, S. 1078f.; L. Schönbauer, in: WKW 67, 1955, S. 955f.; E. Lauda, in: Österr. Naturforscher, Ärzte und Techniker, ed. F. Knoll, 1957, S. 110ff. (m. B.); A. Stingl, in: Der Heimatkreis Mies, 1962, S. 442ff.; S. Frohne, Personalbibliographien … Univ. Wien … 1850–75, med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1972, S. 155ff. (m. W.); Ärztelex., ed. W. U. Eckart – C. Gradmann, 1995, s. Reg.; Z. Fejfar – L. Hlavačkova, in: Clinical Cardiology 20, 1997, S. 740f. (m. B.); A. Huttmann, Med. im alten Siebenbürgen …, ed. R. Offner u. a., 2000, S. 400; F. Seebacher, „Primum humanitas, alterum scientia“…, phil. Diss. Klagenfurt, 2000, S. 58ff.; IGM, UA, beide Wien.
(D. Angetter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 326
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