Skramlík, Emilián von (1834-1903), Fabrikant und Politiker

Skramlík Emilián von, Fabrikant und Politiker. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 11. 10. 1834; gest. ebd., 21. 5. 1903. – Sohn von Johann S. (geb. Wysoka, Böhmen / Vysoká u Kosovy Hory, Tschechien, 1808; gest. Prag, 13. 11. 1882), des Gründers und Eigentümers einer Möbelfabrik in Prag, Vater von Jan v. S. (s. u.). S. absolv. in Prag die Realschule und das Polytechnikum und trat in die väterl. Fa. ein. Auf Auslandsreisen, insbes. im Rahmen einer zweijährigen Tätigkeit in Paris, sammelte er Erfahrungen, die es ihm ermöglichten, die Fa., in die er als Partner eintrat und die ab Ende der 1850er Jahre als Johann S. & Sohn firmierte, gem. mit seinem Vater bedeutend zu erweitern und zu einem der renommiertesten Unternehmen dieser Branche auszugestalten. S. trat daneben aber auch im öff. Leben hervor: 1874 in die Prager Stadtverordnetenversmlg. gewählt, 1875 Mitgl. des Stadtrats, wo er sich v. a. in Bau- und Schulangelegenheiten engagierte, 1876–82 Bgm. von Prag. Während seiner Amtszeit wurden einige wichtige Vorhaben durchgeführt, wie der Bau der Palacký-Brücke, der Ankauf des Smichower Gaswerks, verschiedene Schulbauten sowie die Einrichtung von Kinderbewahranstalten. Die Genossenschaft des Nationaltheaters, dessen Vors. er war, baute S. zu einer finanziell starken Institution aus, die imstande war, den Theaterbetrieb zu sichern. Ab 1883 auch Abg. zum böhm. LT, legte er sein Mandat bereits 1885 nieder. S.s Verdienste wurden durch verschiedene Ordensverleihungen sowie durch seine Erhebung in den Ritterstand (1882) gewürdigt. Sein Sohn, der Maler Jan v. S. (geb. Prag, 1. 7. 1860; gest. ebd., 6. 9. 1936), stud. 1876–78 an der Prager ABK, wechselte dann nach München, wo er acht Jahre bei Wilhelm v. Lindenschmit lernte. Neben seinem Kunststud. erhielt er auch eine Gesangsausbildung und war 1889–92 dank des Einflusses seines Vaters am Nationaltheater engagiert. Er konnte jedoch durch seine Leistungen nicht überzeugen, sodaß er sich i. d. F. ausschließl. der Malerei zuwandte. Jan v. S. unternahm zahlreiche Stud.reisen nach Dtld., England, Italien und v. a. nach Paris, wo er Brožík (s. d.) kennenlernte, dessen historisierende Porträtwerke für ihn zum Vorbild wurden; nach Brožíks Ernennung zum Prof. an der Prager ABK (1893) arbeitete er auch in dessen Atelier. Zu seinem von der damaligen Ges. sehr geschätzten Kunstschaffen gehörten hist. Kostümgenrebilder und Porträts; seine Werke werden in den Smlgg. der Prager Nationalgalerie und in verschiedenen Schlössern in Böhmen gezeigt.

L.: Prager Abendbl., 14., Bohemia, 15. 11. 1882 (zu Johann S.); Prager Abendbl., 22., Hlas národa, Bohemia, 22., 23. 5. 1903; Lišková; Otto; Prager Necrologe 1870–82, ed. H. J. Landau, 1883, S. 163 (zu Johann S.); A. Eckstein, Industrielle. Die Vertreter der Ind., des Handels ... 1, 1884 (m. B.). – Jan v. S.: Otto; Thieme–Becker; Toman; Národní divadlo a jeho předchůdci, 1988, S. 448; Neue Enz. der tschech. bildenden Künste 2, 1995.
(M. Makariusová – J. Pokorný)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 332f.
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