Slansky, Ludwig (1838-1905), Dirigent, Violinist und Komponist

Slansky Ludwig, Dirigent, Violinist und Komponist. Geb. Haida, Böhmen (Nový Bor, Tschechien), 26. 6. 1838; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 15. 8. 1905. – Sohn eines Lehrers. S. kam 1849 nach Prag und wurde als Chorknabe an der St. Veit-Kathedrale von Jan Nepomuk Škroup (s. d.) unterrichtet. 1852–58 stud. er am Prager Konservatorium bei Mildner (s. d.) Violine und war ab 1859 Violinist, 1862–63 Ballett-Korrepetitor und Kapellmeister am Ständetheater. Nach dem Weggang von Eduard Tauwitz (März 1863) wurde er dessen Nachfolger als 2. Kapellmeister und stellte in dieser Funktion eine große Stütze für den 1. Kapellmeister Jahn (s. d.) in dessen letzter Prager Saison dar. Auch unter den Nachfolgern Jahns (Genée, dann Rappoldi, beide s. d.) 2. Kapellmeister, rückte S. erst 1871 zum 1. Kapellmeister auf, mußte diese Stelle jedoch 1885 an den neu engag. Anton Seidl und Mahler (beide s. d.) abtreten. 1889 trat er i. d. R., nachdem er am 30. 4. 1886 seine 100. Opernpremiere (dazu kamen noch 37 Operettenpremieren) dirigiert hatte. S. stellt den Typus des theatererfahrenen, verläßl. Hausdirigenten dar; er beherrschte das gesamte Repertoire, wurde vom Orchester respektiert und gewährleistete neben wechselnden Dir. und Sängern die Kontinuität des Opernbetriebs. Zu den herausragendsten Ereignissen seiner Tätigkeit zählen die Prager Erstauff. von Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ (1871) und „Tristan und Isolde“ (1886). Auch im Prager Konzertleben aktiv tätig, dirigierte er u. a. 1872–84 abwechselnd mit Adolf Čech und Bedřich Smetana das Ver.- orchester Philharmonie und leitete die Urauff. von Smetanas symphon. Dichtung „Vyšehrad“.

W.: Musik zu: Die Faschingsbraut, aufgef. 1861 (Posse), Der dt. Bund, aufgef. 1861 (Posse, Text von Julius Rosen), Panna jezerní, aufgef. 1871 (Zauberspiel, Text von Gustav Raeder); Lieder.
L.: Bohemia, 16., Prager Tagbl., 16., 18. 8. 1905; ČHS; Ulrich; Dalibor 1, 1858, S. 13, 27, 1905, S. 294; O. Teuber, Geschichte der Prager Theaters 3, 1888, bes. S. 553f., 639ff., 667, 763, 842, 847f., 872; B. Benoni, Moje vzpomínky a dojmy 1, 1917, S. 132, 136; R. Rosenheim, Die Geschichte der dt. Bühnen in Prag, 1938, S. 28, 42ff., 52, 54f., 58, 82, 96; V. Lébl, in: Hudební věda 12, 1975, S. 35ff.; ders. – J. Ludvová, ebd. 17, 1980, S. 99ff., bes. S. 109, 129f.; Lex. zur dt. Musikkultur. Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien 2, 2000; A. Kittl, Prozatímní divadlo – Činohra, 1862–83, 3 (Hss., Divadelní ústav, Praha).
(J. Ludvová)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 348f.
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