Smičiklas, Tadija (1843-1914), Historiker und Politiker

Smičiklas Tadija, Historiker und Politiker. Geb. Reštovo (Reštovo Žumberačko, Kroatien), 1. 10. 1843; gest. Agram (Zagreb, Kroatien), 8. 6. 1914. – Sohn eines Bauern, Neffe des Bischofs Gavre S. (geb. Sošice, Kroatien, 24. 3. 1783; gest. Kreuz/Križevci, Kroatien, 14. 3. 1856), der ihn zunächst im griech.-unierten Seminar in Agram unterbrachte, ehe S. seine Ausbildung im erzbischöfl. Seminar fortsetzte. 1863 legte S. die Matura am staatl. Gymn. ab und stud. anschließend Geschichte und Geographie in Prag, wechselte aber schon nach einem Jahr an die Univ. Wien, wo er 1865–69 stud. und 1867–69 als erster Kroate den Kurs am Inst. für Österr. Geschichtsforschung absolv. 1870–73 war er Gymn.- prof. für Geschichte und Kroat. in Fiume (Rijeka), danach in Agram. Schon in dieser Zeit arbeitete er in der Matica Hrvatska mit, deren Präs. er 1889–1901 war. 1879 bzw. 1882 erschien S.’ grundlegende zweibändige Geschichte Kroatiens, „Poviest hrvatska“, in der er neben polit. Geschichte auch wirtschaftl.-soziale und kulturelle Bereiche behandelt. Der Erfolg dieser Publ. führte 1882 zu S.’ Ernennung zum o. Prof für kroat. Geschichte und Hilfswiss. an der Univ. Agram, wobei er in der Lehre bes. Augenmerk auf die Paläographie legte; 1886/87 Dekan, 1887/88 Rektor, 1905 emer. 1883 o. Mitgl. der Südslaw. Akad. der Wiss., 1900–14 Präs. der Gesamtakad. Weitere bedeutende Arbeiten S.’ waren u. a. ein zweibändiges Werk zum 200. Jahrestag der Befreiung Slawoniens von der osman. Herrschaft („Dvijestogodišnjica oslobodjenja Slavonije“, 1891) sowie umfangreiche Biographien von Rački (s. d.) und von Bischof Josip Juraj Strossmayer (1895 bzw. 1906). In den „Monumenta spectantia historiam slavorum meridionalium“ (Bd. 30, 1901) ed. er die latein. Aufzeichnungen des Historikers Baltazar Adam Krčelić, eine der bedeutendsten Quellen der kroat. Geschichte des 18. Jh. Ab 1904 war er Hrsg. der Urkundensmlg. „Diplomatički zbornik kraljevina Hrvatske, Dalmacije i Slavonije“ (10 Bde., 1904–13). Auf polit. Ebene war er als Anhänger der von Strossmayer und Rački vertretenen Nationalideol. 1884–87 und 1897–1902 Abg. zum kroat. Sabor. S. galt lange Zeit als der führende Historiker der Kroaten und legte als „kroatischer Herodot“ das Fundament für deren Historiographie.

W.: s. u. Frangeš; Zbornik Odsjeka za Povijesne Znanosti Zavoda.
L.: NFP, RP, WZ, 9., Narodni list, 13. 6. 1914; Biograph. Lex. Südosteuropas; Enc. Jug.; Lhotsky, Inst., s. Reg.; Santifaller, Nr. 39; Savremenik, 1914, S. 341ff.; Carniola 5, 1914, S. 270ff.; MIÖG 36, 1915, S. 217; Archiv für slav. Philol. 36, 1916, S. 599ff.; M. Kostrenčič, T. S., 1962; I. Frangeš, Geschichte der kroat. Literatur (= Bausteine zur slav. Philol. und Kulturgeschichte A/NF 15), 1995, S. 890ff. (m. W. und L.); Zbornik Odsjeka za Povijesne Znanosti Zavoda za Povijesne i Društvene Znanosti Hrvatske Akad. Znanosti i Umjetnosti 18, 2000 (m. B., W. und L.); UA, Wien.
(M. Stoy)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 370
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