Smole, Andreas (Andrej) (1800-1840), Volksliedsammler und Handelsunternehmer

Smolè Andreas (Andrej), Volksliedsammler und Handelsunternehmer. Geb. Laibach, Krain (Ljubljana, Slowenien), 18. 11. 1800; gest. ebd., 30. 11. 1840; röm.-kath. – Sohn eines vermögenden Unternehmers und Gastwirts. S. besuchte 1808–12 die Normalschule in seiner Heimatstadt, wurde bereits mit zwölf Jahren polizeil. als frankophil verdächtigt und begann sich 1817–18 am Lyzeum in Laibach unter dem Einfluß Metelkos (s. d.) für Kultur und Sprache der Slowenen zu interessieren. Bis 1824 Wanderhändler, ließ er sich i. d. F. als Getreidehändler in Rohitsch Sauerbrunn (Rogaška Slatina) nieder, stand jedoch durch verschwender. Lebenswandel 1827 vor dem Konkurs, sodaß er, revolutionären Ideen zugetan und Mitgl. einer nationalen Bewegung, nach England floh, wo er in einem Handelshaus tätig war. 1831 kehrte er erkrankt zurück, nachdem seine Mutter, die für ihn 1833 Schloß Preisegg (Prežek) und ein Haus in Laibach erwarb und ihm nach ihrem Tod ein beträchtl. Vermögen hinterließ, seine Schulden beglichen hatte. Da er sich für die Rechte der Bauern einsetzte und zur Führung eines Gutsbetriebs ungeeignet war, mußte der „Kunstbohémien“ S. 1839 sein Schloß verkaufen. Auf seinen Handelsreisen erlernte er zahlreiche Fremdsprachen, befaßte sich mit kroat. und serb. Kultur, Sprache und Literatur und war bestrebt, den Dialekten sämtl. slowen. Gebiete eine geregelte Orthographie zugrunde zulegen. Systemat. sammelte S. als einer der ersten mündl. Volkstradition im Originalwortlaut, bes. Volkslieder der Krain, von denen er 1823 bereits 300 zusammengetragen hatte. Er bemühte sich vergebl. um deren Drucklegung, sodaß nur Bruchstücke in der romant. Bearb. seines Schulfreunds Prešeren (s. d.) in Bd. 3 und 4 von „Kranjska čbelica“, 1832–33, erschienen. Bis 1840 hatte S. weitere 300 Volksgesänge gesammelt, die großteils in der 1895–1923 von Karol Štrekelj hrsg. Volksliedsmlg. aufgenommen wurden. S.s Aufzeichnungen sollten als Tl. eines Ed.programms die „illyrische Welle“ zurückdrängen, wozu er u. a.1839 mit Prešeren einen Verlag gründete, fremdsprachige Schauspiele übers. und 1840 den Antrag auf Hrsg. einer Z. „Ilirski novice“ mit der literar. Sonntagsbeilage „Ilirske Merkur“ stellte, was in Wien letztl. abgelehnt wurde. Prešeren widmete S.s Andenken die Elegie „V spomin Andreja Smoleta“ (1844), in der er das Schicksal seines Freundes als Symbol für das des slowen.Volkes sah.

W.: Ed.: V. Vodnik, Pésme, 1840; etc.
L. (auch unter Smola): Enc. Jug. (m. B.); Rieger; SBL (m. L.); Wurzbach; D. Trstenjak, in: Slovenski narod 8, 1876, Nr. 4, S. 12ff.; I. Prijatelj, Duševni profili slovenskih preporoditeljev, 1935, s. Reg.; F. Kidrič, in: Slovenski jezik 1, 1938, S. 27ff.; ders., in: Poročila Akad. Znanosti in Umetnosti, 1947, S. 15ff.; I. Grafenauer, in: Narodopisje Slovencev 2, 1952; A. Slodnjak, Geschichte der slowen. Literatur (= Grundriß der slav. Philol. und Kulturgeschichte 13), 1958, S. 143, 145f., 149ff.; D. Moravec, in: Jezik in slovstvo 4, 1958/59, S. 23ff.; L. Legiša – A. Slodnjak, Romantika in realizem 1 (= Zgodovina slovenskega slovstva 2), 1959, s. Reg. (m. B.); B. Paternu, F. Prešeren, 1994, S. 126ff., 247f., 250f., 297ff.; Slovenska književnost, ed. J. Kos u. a., 1996, S. 421; Enc. Slovenije 12, 1998; Slovenska književnost, ed. J. Pogačnik – F. Zadravec, 1, 1998, S. 33, 230f., 249, 278; M. Mitrović, Geschichte der slowen. Literatur, 2001; Mitt. Gertraud Marinelli-König, Wien.
(M. Martischnig)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 373f.
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