Smolenitz von Smolk, Nikolaus (1765-1844), Kaufmann

Smolenitz von Smolk Nikolaus, Kaufmann. Geb. Komorn, Ungarn (Komárno, Slowakei), 1765; gest. Wien, 29. 11. 1844; griech.-nicht uniert. – Vater von Maria und Leonidas S. v. S. (beide s. u.). S.’ Vater, Simon S. v. S., von angesehener osman. Herkunft, hatte sich vermutl. in den 50er Jahren des 18. Jh. als Handelsmann in Komorn ansässig gemacht. Sein älterer Sohn, Johann S. v. S. d. Ä., baute das Geschäft zu einem ausgedehnten Wollhandel mit Niederlagen in Pest (Budapest) und Tyrnau (Trnava), Neutitschein (Nový Jičín) und Wien aus. 1794 wurde die Familie aufgrund der Verdienste von Vater und Sohn mit dem Ehrenwort „Edler von“ und dem Prädikat „Smolk“ nob. Nikolaus S. wurde 1784–85 in der Wartberger Stiftung erzogen, praktizierte im darauffolgenden Jahr bei der Hofrechenkammer in Wien und übernahm danach das dortige Wollhandelsgeschäft des Vaters. Er machte eine glänzende Karriere und war aufgrund des florierenden Geschäfts und seines väterl. Erbes bald äußerst wohlhabend. Rosenkreutzer, Illuminat und Freimaurer, geriet er jedoch in Konflikt mit letzteren. Sein aufwendiger Lebensstil machte ihn – neben seinem extravaganten Auftreten – zu einer in Wien stadtbekannten Persönlichkeit, trug jedoch, ebenso wie seine alchemist. Leidenschaft und verfehlte Spekulationen, zu seinem wirtschaftl. Abstieg bei. S. starb verarmt und nahezu erblindet. Seine Tochter Maria S. v. S., verwitwete Daffinger, verehel. v. Turszky (geb. Wien, 2. 5. 1808 [Taufdatum]; gest. ebd., 15. 2. 1880), wie ihre Mutter, Maria Anna Stegermayer (um 1774–1826) röm.-kath., erhielt eine sorgfältige Erziehung und wurde früh in die Ges. eingeführt. 1823 lernte sie Grillparzer (s. d.) kennen, der – wie viele andere ihrer Verehrer – von ihrer außerordentl. Schönheit angezogen wurde. Das sich daraus entwickelnde Liebesverhältnis zwischen den beiden und die ambivalente Haltung des Dichters zu Maria S. fanden v. a. in den Dramen „Des Meeres und der Liebe Wellen“ und „Die Jüdin von Toledo“ ihren Niederschlag. 1827 heiratete Maria S.den vermutl. Vater ihrer 1826 geb. Tochter, den Maler Daffinger (s. d.), der mehrere berühmt gewordene Porträts seiner Frau schuf. Nach Daffingers Tod (1849) war sie ab 1855 mit dem Obst. der Res. Josef v. Turszky verehel. Von S.’ Söhnen ergriffen Demeter S. v. S. (geb. Wien, 10. 9. 1810 [?]; gest. ebd., 19. 8. 1895 oder 1897), der 1828–30 u. a. Historienmalerei an der Wr. ABK stud. hatte und angebl. ein Schüler Daffingers war, sowie der Lithograph und Maler Johann S. v. S. d. J. (geb. Schwarzenbach/Stmk., 12. 1. 1814; gest. Wien, 17. 9. 1873) die künstler. Laufbahn. S.’ ältester Sohn, Leonidas S. v. S. (auch Smolenske) (geb. Landstraße, NÖ/Wien, 1807; gest. vermutl. Athen, Griechenland, 1882), diente ab 1821 im Pionierkorps, ab 1823 bei der Kav. und wurde 1825 aus der Armee entlassen. Er ging 1830 nach Griechenland, um am dortigen Freiheitskampf teilzunehmen, und gelangte im Lauf der Zeit in höchste militär. und polit. Positionen. Wiederholt Heeresminister (1855–59, zwei Mal 1863 sowie 1870 und 1871), war er kurze Zeit auch vertretungsweise Marineminister und 1871 Vors. des griech. Ministerrats. In seiner ersten Periode als Heeresminister machte er sich u. a. um die Bekämpfung des Räuberunwesens sehr verdient und wurde von Kg. Otto u. a. mit dem Erlöserorden ausgez. 1882 trat Leonidas S.als Vize-Gen. i. d. R. Auch seine Söhne aus der 1837 mit Maria, geb. Axiotes, geschlossenen Ehe, Nikolaos (geb. Athen, 1839; gest. ebd., 1921) und Konstantinos S. (geb. Athen, 1843; gest. ebd., 1915) verfolgten militär. Karrieren in ihrer Heimat und erreichten darin Spitzenpositionen.

L. (tw. auch für die anderen Familienmitgl.): Wurzbach (s. Smolentz); G. Brabbée, Sub Rosa. Vertraul. Mitth. aus dem maurer. Leben unserer Großväter, 1879, S. 198ff.; Nachlaß des Miniaturenmalers M. M. Daffinger …, 1921 (m. B.); Megale Hellenike Enkyklopaideia 22, 1933 (m. B.von Leonidas, Maria und Nikolaus S.); J. Nadler, F. Grillparzer, 1952, s. Reg. (m. B.); H. Fuchs, Die österr. Bildnisminiatur … 2, 1982; R. Wagner, in: Die Blumenaquarelle des M. M. Daffinger (= Kat. des Kupferstichkabinetts der ABK, NR 1), Wien 1986, S. 19ff., 35 (m. B.); C. Krassnitzer, Marie S. Edle v. S., DA Univ.Wien, 1988 (m. B. und L.); O. Katsiardi-Hering, in: La révolution française et l’hellénisme moderne. Actes du 3e colloque d’histoire …, 1989, S. 87ff.; P. Leisching, in: Adler, NF 16, 1991, S. 89ff. (m. L.); G. Hering, Die polit. Parteien in Griechenland 1821–1936 (= Südosteuropa Arbeiten 90/1–2), 1–2, 1992, s. Reg.; ABK, AVA, KA, WStLA, Pfarramt Maria Treu, alle Wien; Mitt. Georg Gaugusch, Maria Stassinopoulou, beide Wien.
(Ch. Gruber – E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 374f.
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