Soczyński (Socini, Soczyn), Karol Teodor; Ps. Krakowianin (1781-1862), Arzt, Veterinärmediziner und Kunsthistoriker

Soczyński (Socini, Soczyn) Karol Teodor, Ps. Krakowianin, Arzt, Veterinärmediziner und Kunsthistoriker. Geb. Krakau (Kraków, Polen), 1781; gest. ebd., 12. 3. 1862. – Väterlicherseits vermutl. aus Siebenbürgen stammend. S. stud. ab 1802 Med. an der Univ. Krakau, wo er auch veterinärmed. Vorträge hörte; 1808 Dr. med. und chir., vervollkommnete er sein veterinärmed. Stud. in Wien und praktizierte auch hier. 1809 als Militärarzt am Krieg zwischen dem Herzogtum Warschau und Österr. beteiligt, wurde er i. d. F. Vorstand der Militärspitäler Warschau und Plozk (Płock). 1811 Kreisspitalsarzt im Krakauer Krankenhaus zum Hl. Lazarus, bemühte sich S. an der Univ. Krakau um den veterinärmed. Lehrstuhl für vergleichende Anatomie, Augenund Zahnheilkde., allerdings vergebl., da er sich nicht der vorgeschriebenen Prüfung unterzog. 1815 suppl. er für ein halbes Jahr den Lehrstuhl für Anatomie und Physiol. an der Univ. Krakau. 1821 Mitgl. des Univ.- rats, übernahm er 1822 als Prof. die Vorlesungen für Veterinärmed. und die Leitung der Univ.klinik, verlor diese Position jedoch trotz breiter Unterstützung von Univ. und Senat im folgenden Jahr an den österr.- freundl. Józef Macej Brodowicz. Der daraus resultierende, auch publizist. ausgetragene lebenslange Konflikt zwischen den beiden Gelehrten spaltete die Univ. in zwei Lager. Von der Univ. abgeschoben, widmete sich S. im Senat des Freistaats Krakau, dem er ab 1820 angehörte, polit. und gesellschaftl. Tätigkeiten. Gem. mit Sierakowski (s. d.) erarbeitete er ein Projekt zum Umbau und zur Renovierung der Tuchhallen, bemühte sich um Verbesserungen im Bereich des Gesundheitswesens, der Apotheken und der Seuchenbekämpfung und untersuchte die mineralhaltigen Quellen in den Karpaten. 1831 kehrte er als Prof. für theoret. Geburtshilfe an die Krakauer Univ. zurück und übernahm den Lehrstuhl für Geburtshilfe, Frauen- und Kinderkrankheiten. Er hob die Bedeutung des Lehrstuhls, bemühte sich um eine moderne Ausstattung des Kreißsaals, die Einrichtung einer gynäkolog. Ambulanz und forcierte die Anwendung von Heilbädern bei Frauenkrankheiten. 1833 verlor er seinen Lehrstuhl. Ab 1835 i. R., widmete sich S. hauptsächl. kunstgeschichtl. Themen. Einerseits propagierte er den Umbau des mittelalterl. Krakauer Stadtteils im neoklassizist. Stil, andererseits interessierte er sich für das Leben und Schaffen des Bildhauers Veit Stoß. S.s publizist. Tätigkeit umfaßte von Anfang an ein breites Spektrum, beginnend mit der Darstellung polit. und gesellschaftl. Mißstände im Freistaat Krakau (ab 1809) über Randthemen der Pharmakol., Aspekte der Wirtschaftsgeschichte bis hin zu Übers. aus dem Latein. Viele seiner Arbeiten blieben unveröff., darunter auch das umfangreiche „Leksykon sztuk pięknych“, das u. a. eine Kunstgeschichte Polens sowie zahlreiche Lebensläufe von Künstlern enthielt. 1850 fielen nicht nur S.s Bibl. und Kunstsmlgg., sondern auch etl. druckfertige Hss. einem Brand zum Opfer, nur wenige überdauerten in der Univ.bibl. Krakau. Ab 1810 gehörte S. der Freimaurerloge „Przesąd Zwyciężony“ in Krakau an, er war Mitgl. der Krakauer Wiss. Ges. (ab 1816) sowie der Warschauer Ges. der Freunde der Wiss.

W.: s. u. PSB.
L.: Hirsch; PSB (m. W. und L.); Wurzbach.
(P. Benesz)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 393f.
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