Somma, Antonio (1809-1864), Schriftsteller und Rechtsanwalt

Somma Antonio, Schriftsteller und Rechtsanwalt. Geb. Udine, Kg.reich Italien (Italien), 28. 8. 1809; gest. Venedig, Lombardo-Venetien (Venezia, Italien), 8. 8. 1864. – Aus angesehener, aber verarmter Familie stammend. Nach abgeschlossenem Jusstud. an der Univ. Padua übersiedelte S. 1837 auf Einladung mehrerer Intellektueller, etwa des Verlagsbuchhändlers Orlandini (s. d.), nach Triest. Durch diesen fand er Kontakt zu Dall’Ongaro (s. d.), dem Begründer der Z. „La Favilla“, für die S. jurid. und literaturkrit. Beitrr. verf. und die er 1839–46 auch mithrsg. 1840–47 leitete S., der bereits 1835 als dramat. Autor mit der erfolgreich aufgef. Tragödie „Parisina“ hervorgetreten war, das Teatro Grande in Triest. Ab 1847 wandte er sich mit dem Drama „Marco Bozzari“ verstärkt gesellschaftl.-polit. Fragestellungen, wie dem griech. Freiheitskampf, zu. Er kehrte i. d. F. als Rechtsanwalt nach Venedig zurück, wo er sich im irredentist. Umfeld bewegte und 1848 auf Seiten der prov. Regierung unter Daniele Manin den Widerstand gegen Österr. unterstützte. Im Musikalienhandel des Violinisten Antonio Gallo lernte S. Verdi kennen, mit dem sich eine Briefkorrespondenz entwickelte und für den er Librettoarbeiten übernahm. Laut diesem Briefwechsel verf. S. u. a. eine weitgehend fertiggestellte, jedoch verloren gegangene Fassung des „König Lear“-Themas für Verdi. Nach der Aufgabe dieses Projekts und nach Auftragsarbeiten für das Teatro Regio von Neapel wandten sie sich dem Stoff des „Gustave III.“ von Eugène Scribe zu: das Libretto mit dem ursprüngl. Titel „Una vendetta in domino“, der später zu „Un ballo in maschera“ abgeändert wurde, konnte 1857 fertiggestellt, allerdings die Oper aufgrund antimonarchist. Tendenz nicht aufgef. werden. Erst nach langwierigen Bearb. und Zensureingriffen wurde sie im Februar 1859 in Rom uraufgef., S. weigerte sich jedoch – u. a. wegen zahlreicher Abänderungen durch Verdi – als Librettist zu firmieren. 1859 brachte S. auch seine klassizist. Tragödie „Cassandra“ zum Abschluß. Der Briefwechsel S.s mit Verdi, von dem nur die Briefe des letzteren erhalten geblieben sind, gilt als wertvoller Beitr. zur Geschichte der Dramaturgie und macht die Differenzen zwischen der Musikästhetik in der Tradition Pietro Metastasios, der S. verpflichtet war, und jener romant.-risorgimentalen, die Verdi verkörperte, sichtbar.

W.: Opere scelte, ed. A. Pascolato, 1868; etc.
L.: Grove, 2001; Grove, Opera; Riemann, 12. Aufl.; Re Lear e Ballo in Maschera. Lettere di G. Verdi ad A. S., ed. A. Pascolato, Neuaufl. 1913; C. Curto, La letteratura romantica della Venezia Giulia 1815–48, 1931; F. Abbiati, G. Verdi 1–4, 1959, s. Reg.; Enc. della musica 6, 1972; A. Cassi Ramelli, Libretti e librettisti, 1973; E. Nives Birarda, in: Fogolar Furlan di Milano 21, 1990, Nr. 2, S. 1, Nr. 3, S. 1, 6, 22, 1991, Nr. 2, S. 1, 6, Nr. 3, S. 1; Mitt. Uwe Harten, Wien, Primus-Heinz Kucher, Klagenfurt, Ktn.
(L. L. de Nardo)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 408f.
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