Sommer, Emil (1869-1947), Offizier

Sommer Emil, Offizier. Geb. Dorna Watra, Bukowina (Vatra Dornei, Rumänien), 19. 11. 1869; gest. Danvers, Mass. (USA), 10. 4. 1947; mos. – Sohn eines Kaufmanns. Nach Mittelschulbesuch und Matura in Suczawa (Suceava) absolv. S. 1889/90 das Einjährig-Freiwilligen-Jahr beim IR 30 in Lemberg (L’viv). 1895 wurde er Berufsoff.und diente in den IR 6 und 50. 1908 kam er nach Wien zum IR 24, mit dem er zu Beginn des 1. Weltkriegs als Hptm. an der russ. Front eingesetzt wurde. Im April 1915 geriet S. jedoch für fast drei Jahre in Kriegsgefangenschaft. Ab Jänner 1918 diente er auf dem italien. Kriegsschauplatz (IR 3, 20 und 100). 1919 erwarb er die Heimatberechtigung in Wien, trat in die Volkswehr ein und wurde in das Bundesheer übernommen. Bei der Besetzung des Bgld. war er Obst. und Kmdt. des 2. Baon. des IR 5, das im September 1921 von ung. Freischärlern in Kirchschlag in der Buckligen Welt angegriffen wurde, wobei sieben österr. Soldaten ums Leben kamen. 1923 wurde S. i. R. versetzt; 1924 GM. 1932 wurde er zum Bundesführer des Bunds Jüd. Frontsoldaten gewählt, einer Abwehrbewegung gegenden zunehmenden Antisemitismus und mit 20.000 Mitgl. der größte jüd. Ver. in Österr. Doch bereits 1934 führten Meinungsverschiedenheiten zum Rücktritt S.s, der noch im März den unter dem Protektorat Otto Habsburgs stehenden Ver. Legitimist. jüd. Frontkämpfer ins Leben rief. Legendär wurde S. durch eine von ihm allerdings später selbst in Abrede gestellte Episode, nach der er sich, im März 1938 von SA-Leuten zu einer „Reibepartie“ abgeholt, dem Mob voll dekoriert in seiner Gen.uniform entgegengestellt hätte. In der NS-Zeit wurde er mehrmals in Schutzhaft genommen und im September 1942 mit seiner Frau in das KZ Theresienstadt deportiert, das beide überlebten. Im April 1946 noch Kultusrat der IKG Wien, verstarb S. während einer Besuchsreise zu seiner Tochter in die USA. Sein Sohn, der Arzt Dr. Anton S. (geb. Wien, 4. 7. 1911; gest. ebd., 14. 4. 1992), ab 1935 Militärarzt beim österr. Bundesheer, wurde 1938 entlassen und flüchtete nach Paris. 1939–46 Tropenarzt an der Elfenbeinküste und im Kongo, kehrte er danach nach Wien zurück, wo er zuletzt als Polizeichefarzt wirkte.

L.: Neues Österr., 10. 7. 1945 (m. B.); The New York Times, 15. 10. 1946 (m. B.); E. Rubin, 140 Jewish Marshals, Generals & Admirals, 1952, S. 72f. (m. B.); J. Budischowsky, Assimilation, Zionismus und Orthodoxie in Österr. 1918–38, phil. Diss. Wien, 1990; M. Senekowitsch, Gleichberechtigte in einer großen Armee, 1994, S. 3f., 12 (m. B.); ders., in: David 6, 1994, Nr. 22, S. 27ff. (m. B.); E. Adunka, Die vierte Gmd. (= Geschichte der Juden in Wien 6), 2000, s. Reg.; A. Feuß, Das Theresienstadt-Konvolut, 2002 (m. B.); AdR, KA, beide Wien.
(M. Senekowitsch)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 412
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