Sonnenleiter, Johannes (1825-1907), Kupferstecher

Sonnenleiter Johannes, Kupferstecher. Geb. Nürnberg, Bayern (Dtld.), 21. 2. 1825; gest. Wien, 12. 10. 1907; evang. AB. –Nach Besuch der Bürgerschule absolv. S. 1839–46 die Kunstanstalt in Nürnberg, in der er i. d. F. auch als Mitarb. aufgenommen wurde, und besuchte ab 1846 die Nürnberger Kunstgewerbeschule. 1852 mit kleineren Gelegenheitsarbeiten in Leipzig und Dresden beschäftigt, leitete S. 1852–53die vom Österr. Lloyd gegr. Kunstanstalt in Triest. 1854 übersiedelte er nach Wien, wo er zunächst unter dem Einfluß von Louis Jacoby u. a. für die Ges. für vervielfältigende Kunst techn. ausgefeilte Reproduktionsstiche herstellte. 1882 folgte er Jacoby als Leiter der Kupferstecherschule der ABK nach, mußte diese Position aber 1895 aufgrund eines Augenleidens aufgeben. S. war v. a. als Reproduktionsstecher nach berühmten Vorbildern der abendländ. Malerei sowie als Porträtstecher tätig, fertigte aber auch die Platten für die österr. Banknoten. Grundsätzl. steht sein Werk in der Tradition der großen Linienstecher des 18. Jh. Seine ausgefeilte Technik bediente sich durchwegs eines einheitl. Strichgefüges. Zarte Abstufungen in der Dichte des Strichnetzes vermögen feinste Schattierungen der Lichtwerte zu suggerieren. Zu seinen hervorragendsten Leistungen auf dem Gebiet des Reproduktionsstichs zählt der Stich nach Rubens „Boreas entführt Orithyia“, 1875. Auch als Porträtstecher, so von Mitgl. des K.hauses und der Hocharistokratie, beschritt S. sowohl im gewählten Bildnistypus als auch in der Ausarbeitung traditionelle Wege. In der Suggestion unterschiedl. Oberflächenwerte, etwa der Bekleidung der Dargestellten, erreichte er in Anknüpfung an den französ. Porträtstich höchste techn. Perfektion. S., ab 1861 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), war Ehrenmitgl. der Wr. ABK (1878) sowie Mitgl. des Verwaltungsrats der Ges.für vervielfältigende Kunst und der Komm.zur Bestellung und Subventionierung von Kupferstichen. Sein Schaffen wurde durch zahlreiche Medaillen und die Verleihung des Ordens der Eisernen Krone III. Kl. (1895) gewürdigt.

W.: Das Venusfest (nach Rubens); Darmstädter Madonna (nach H. Holbein); Das Erntefest, Ländl. Musik (beide nach F. Laufberger); Feldherr (nach A. van Dyck); Die ereilten Flüchtlinge (nach E. Kurzbauer); Die Katzenmutter (nach L. Knaus); Mariä Himmelfahrt (nach L. Kupelwieser); Die Stärke (nach C. Rahl); etc.
L.: WZ, 13., NFP, 22. 10. 1907; Thieme–Becker; Wurzbach; C. Bodenstein, Hundert Jahre Kunstgeschichte Wiens 1788–1888, 1888; Mitt. der Ges. für vervielfältigende Kunst, 1908, S. 53; W. Wagner, Die Geschichte der ABK in Wien (= Veröff. der ABK in Wien, NF 1), 1967, s. Reg.; S. Wolf-Melcher, Die Kupferstecherschule der ABK in Wien im 19. Jh., phil. Diss. Wien, 1988, S. 152ff.; W. Aichelburg, Das Wr. Künstlerhaus 1861–2001, 1 (= Monographien zur Kunst Österr. im 20. Jh.1/1), 2003, s. Reg.; Archiv der ABK, WStLA, Materialiensmlg. ÖBL, alle Wien.
(C. Reiter)e  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 423
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