Sonnleithner, Ignaz von (1770-1831), Jurist und Fachschriftsteller

Sonnleithner Ignaz von, Jurist und Fachschriftsteller. Geb. Wien, 30. 7. 1770; gest. ebd., 27. 11. 1831; röm.-kath. – Sohn des Juristen und Komponisten Christoph S. (1734–1786), Bruder von Joseph Ferdinand (s. d.) und von Anna Maria S. (1767–1819), der Mutter Grillparzers (s. d.), Vater von Leopold v. S., Großvater von Maximilian Frh. v. S. (beide s. d.). Nach Abschluß seines jurid. Stud. an der Univ. Wien 1791 (1794 Dr. jur.) und Absolv. der dreijährigen Advokaturspraxis arbeitete S. in Wien ab 1795 als Anwalt; 1803 k. k. öff. Notar, 1810 k. k. Rat. 1803–10 und ab 1814 hielt er an der Univ. Wien ao. öff. Vorlesungen über Handels- und Wechselrecht, 1811 wurde er o. Lehrer für Handelswiss. und Handels- und Wechselrecht an der Realschule und behielt diese Lehrfächer nach deren Eingliederung in das 1815 eröffnete Polytechn. Inst. in Wien bis zu seinem Tod. Mit der Ausarbeitung der Statuten der Allg. Versorgungsanstalt für die Unterthanen des österr. Kaiserstaats (1825) als Inst. der Ersten österr. Spar-Casse schuf er die Basis einer frühen privaten Sozialversicherungsges. Neben seinem prägenden Einfluß auf die Etablierung des Handelsrechts in Österr. spielte S. für das Wr. Musikleben des Vormärz eine bedeutende Rolle. 1812 war er unter den Gründungsmitgl. der Ges. der Musikfreunde in Wien und gehörte 1815– 18 deren leitendem Ausschuß an. Unterstützt von seinem Sohn Leopold, führte er von 1815 bis zum Tod seiner Frau Anna (geb. Putz) 1824 einen musikal. Salon, in dem zahlreiche Instrumental- und Vokalkonzerte stattfanden und zahlreiche Lieder (z. B. „Erlkönig“, „Das Dörfchen“) von Schubert (s. d.), mit dem er ebenso wie mit anderen führenden Komponisten befreundet war, uraufgef. wurden. Zudem trat S. als Sänger in Oratorien auf und übernahm Baß-Rollen in Opern von Mozart, Giovanni Paisiello u. a. 1828 wurde er mit dem Ehrenwort „Edler“ nob. 1829 legte er Advokatur und Notariat zurück und widmete sich bis zu seinem Tod seiner Lehrtätigkeit und der Allg. Versorgungsanstalt.

W. (auch s. u. Seemann): Versuch aus dem dt. Staatsrechte über das gegenwärtige Verhältniß der Provinz Elsaß zu dem dt. Reiche, 1794 (Diss.); Versuch eines Leitfadens über das Österr. Handels- und Wechselrecht, 1801 (auch italien.), 4. Aufl.: Das Österr. Handelsrecht, 1927 (auch italien.); Gedanken über Banknoten, und öff. Fonds-Obligationen, 1810; Lehrbuch der Handelswiss. zum Gebrauche der Schüler des k. k. polytechn. Inst. in Wien, 1819, 2. Aufl. 1832; Lehrbuch des österr. Handelsund Wechselrechtes, 1820; Statuten und Reglement der mit der Ersten Oesterr. Spar-Casse vereinigten allg. Versorgungs-Anstalt …, 1825, 3. Aufl. 1831; etc.
L.: ADB; Czeike; Grove, 2001; MGG; Wurzbach; W. Böcking, in: Recensionen und Mitth. über Theater und Musik 8, 1862, Nr. 24; Th. Frimmel, in: Beethoven-Forschung – Lose Bll., 1913, H. 4, S. 116ff.; G. v. Sonnleithner, Bearb. des Handelsrechts durch I. v. S. in seinem „Leitfaden über das österreichische Handelsund Wechselrecht“ (= Rechtshist. R. 24), 1982; P. Clive, Schubert and his World. A Biographical Dictionary, 1997; O. Seemann, Bibliographia Sonnleithneriana (= Wr. Geschichtsbll. 53, Beih. 4), 1998; Schubert-Enz., ed. E. Hilmar – M. Jestremski, 2 (= Veröff. des Internationalen F. Schubert-Inst. 14), 2004; Mitt. Caecilia Roithner, Wien.
(A. Brandtner)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 425f.
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