Spaeter, Carl (1835-1909), Großhändler und Montanunternehmer

Spaeter Carl, Großhändler und Montanunternehmer. Geb. Stadtsulza, Sachsen-Weimar-Eisenach (Bad Sulza, Dtld.), 11. 10. 1835; gest. Koblenz, Preußen (Dtld.), 9. 7. 1909; evang. – Sohn eines Webers. S. absolv. eine Lehre im Kolonialwarenhandel sowie eine Handelsschule und war dann Handlungsgehilfe bei der Koblenzer Speditionsfa. Wirth. 1859 wurde er deren Teilhaber, wobei er bes. die Sparte Bergbau- und Hüttenprodukte forcierte und es ihm auch gelang, ins Exportgeschäft einzusteigen. Mit dem Erwerb des Walzwerks Eschweiler wurde der Schritt vom Handel zur Ind. vollzogen. Nach dem Krieg von 1870/71 erwarb S. eine Minette-Konzession in Lothringen und baute, unterstützt von seinen Söhnen Karl und Fritz S., die Rombacher Hüttenwerke AG auf. 1874 gründete er eine Fa. unter seinem eigenen Namen, die i. d. F. die Karlszeche bei Komotau (Chomutov), die Lahngrube bei Limburg an der Lahn, die nö. Kohlenzeche Hart bei Gloggnitz etc. erwarb. 1881 begann er, erstmals in Österr., und zwar am Dürrkogel bei Veitsch, mit vier Arbeitern mit dem Abbau von Rohmagnesit anstelle des ursprüngl. Manganabbaus. Die wirtschaftl. Nutzung ließ jedoch einige Jahre auf sich warten, da erst geeignete Öfen für das Brennen von Roh- zu Sintermagnesit entwickelt werden mußten. Die qualitative Verbesserung des Roheisens durch Beimengung von Magnesit führte zu einer raschen Expansion des Unternehmens, das zudem den weltweiten Aufschwung der Stahlind. nutzen konnte. Zu Beginn der 1890er Jahre wurde die Produktion von fertigen Magnesitziegeln und -steinen aufgenommen und damit eine Monopolstellung auf dem Weltmarkt erreicht. Noch vor der Jh.wende wandelte S. sein Unternehmen in eine AG, die Veitscher Magnesitwerke AG, um, deren Leitung trotz Aktienminorität im Wesentl. bei ihm und seinem Schwiegersohn Wilhelm Oswald blieb. Nach Unstimmigkeiten mit der Mehrheitseigentümerin, der Wr. Union-Bank, verkaufte S. die Hälfte seiner Aktien und legte 1905 seine Ämter im Verwaltungsrat nieder. Die Generalvertretung der Veitscher Produkte im Ausland blieb jedoch bei der Fa. Spaeter in Koblenz. S., ein Wirtschaftspionier von internationalem Rang, bekleidete verschiedene Aufsichtsratsposten, war 1884– 1902 Präs. der Ind.- und HK Koblenz, preuß. Geh. Rat und Kommerzienrat.

L.: Habsburgermonarchie 1, s. Reg.; J. Fuglevicz, in: Bll. für Geschichte der Technik 1, 1932, S. 35f.; F. Walter, Veitscher Magnesitwerke AG 1881–1951, (1951), S. 13ff. (m. B.); H. Benedikt, Die wirtschaftl. Entwicklung in der Franz-Joseph-Zeit, 1958, S. 118 (m. B.); O. Pickl, in: Steir. Unternehmer des 19. und 20. Jh., ed. F. Tremel (= Z. des Hist. Ver. für Stmk., Sonderbd. 9), 1965, S. 94ff. (m. B.); F. Mathis, Big Business in Österr. 1, 1987, s. Reg.; Materialiensmlg. ÖBL, Wien.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 443f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>