Spaun, Josef Frh. von (1788–1865), Beamter

Spaun Josef Frh. von, Beamter. Geb. Linz (OÖ), 11. 11. 1788; gest. ebd., 25. 11. 1865; röm.-kath. Neffe von Franz Anton, Bruder von Anton (beide s. d.) und von Marie v. S. (s. u.), Vater von Hermann, Großonkel von Max(imilian) II. Frh. v. S. (beide s. d.). S. stud. 1806–09 an der Univ. Wien Jus, trat danach in den Staatsdienst ein und wurde 1811 Konzeptspraktikant bei der allg. Hofkammer in Wien, 1813 Konzipist bei der Lottodion., 1818 Hofkonz., 1821 Bankal-Assessor in Linz und 1825 in Lemberg (L’viv). Ab 1826 als 3. Assessor wieder in den Diensten der allg. Hofkammer, erhielt er 1835 den Titel Reg.Rat und wurde schließl. 1841 als HR zum Leiter der Lottodion. ernannt; 1840–50 stand er auch dem Gen.hoftaxamt vor. 1854 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl., wurde 1859 in den Frh.stand erhoben und trat 1861 i. R. Eng verknüpft ist S.s Biographie mit jener von Franz Schubert (s. d.), den er bereits 1808 im Wr. Stadtkonvikt kennengelernt hatte. Er erkannte Schuberts Talent und versuchte ihn nach allen Kräften zu fördern. Seine Kontakte und Freundschaften – u. a. mit Collin, J. Kenner, L. Kupelwieser, den Schriftsteller Johann Mayrhofer und F. v. Schober, M. v. Schwind (alle s. d.) – waren von großer Bedeutung für die Karriere Schuberts. 1826–28 fanden in seinem Wr. Haus auch zahlreiche Schubertiaden statt. S. wurde von Schwind als der beste Freund Schuberts bezeichnet, der auch zwei seiner Texte vertonte („Der Jüngling und der Tod“ und „Herrn Josef Spaun, Assessor in Linz“) und ihm seine Lieder op. 13 sowie eine Klaviersonate widmete. S. vermachte seine Smlg. von Werken Schuberts der Ges. der Musikfreunde in Wien. Seine Schwester Marie v. S. (geb. Linz, 9. 5. 1795; gest. ebd., 29. 10. 1847) heiratete 1819 den Dichter, Schriftsteller und Adjunkten (1830) bei der Wr. Hofkammerprokuratur Anton Ottenwalt (geb. Linz, 5. 11. 1789; gest. Wien, 16. 2. 1845). Ihr Haus in Linz war eines der Zentren des Freundeskreises um Schubert.

W.: Uiber F. Schubert, in: Oesterr. Bürgerbl. für Verstand, Herz und gute Laune, 27., 30. 3., 3. 4. 1829, vollständige Fassung, ed. G. Schünemann (s. u.); Einige Bemerkungen über die Biographie Schuberts von Herrn Ritter v. Kreißle-Hellborn, 1864, ed. als: Neues um F. Schubert, 1934.
L.: WZ, 9. 3. 1866; Czeike; Kosch; oeml; Wurzbach; C. Glossy, in: Jb. der Grillparzer-Ges. 8, 1898, S. 275ff.; G. Schünemann, Erinnerungen an Schubert. J. v. S.s erste Lebensbeschreibung, 1936; H. Prosl, Der Freundeskreis um Anton v. S., phil. Diss. Innsbruck, 1951; D. Lyon, Anton v. S., phil. Diss. Graz, 1964; Schubert. Die Erinnerungen seiner Freunde, ed. O. E. Deutsch, 2. Aufl. 1966; D. Gramit, in: Schubert durch die Brille 8, 1992, S. 5ff.; P. Gülke, F. Schubert und seine Zeit, 2. Aufl. 1996, s. Reg.; Schubert. Die Dokumente seines Lebens, ed. O. E. Deutsch, 1996, s. Reg.; Schubert-Hdb., ed. W. Dürr – A. Krause, 1997, s. Reg.; Schubert-Lex., ed. E. Hilmar – M. Jestremski, 2. Aufl. 1997; K. Kaspar, in: Schubert durch die Brille 18, 1997, S. 14ff.; P. Clive, Schubert and his world. A biographical dictionary, 1997; G. Wacha, in: Jb. des Adalbert Stifter Inst. des Landes OÖ 4, 1997, S. 132, 136ff. (bes. für Marie v. S.); T. G. Waidelich, in: Österr. Musikz. 54, 1999, H. 3, S. 25ff.; E. Hilmar, in: Schubert durch die Brille 23, 1999, S. 44ff.; F. Schubert. Dokumente 1801–30, ed. E. Hilmar, 1, 2003, S. 738f.; Schubert-Enz., ed. E. Hilmar – M. Jestremski, 2 (= Veröff. des Internationalen F. Schubert-Inst. 14), 2004.
(Ch. Fastl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 7
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