Špindler, Ervin; Ps. Jaroslav Květenský (1843–1918), Politiker, Schriftsteller und Journalist

Špindler Ervin, Ps. Jaroslav Květenský, Politiker, Schriftsteller und Journalist. Geb. Chotzen, Böhmen (Choceň, Tschechien), 29. 8. 1843; gest. Roudnice nad Labem, Tschechoslowakei (Tschechien), 17. 12. 1918. Sohn eines Gärtners. Š. besuchte die Realschule in Mähr. Trübau (Moravská Třebová) und Prag und absolv. danach einen zweijährigen Kurs für Realschullehrer. Zu Beginn seiner journalist. Tätigkeit verf. er Beitrr. für die jungtschech. Tagesztg. „Národní listy“ und die Z. „Svoboda“ und „Obrana“. 1863–66 war er Korrespondent für die in Wien erscheinende Z. „Wanderer“ sowie 1864–67 Red.mitgl. der „Národní listy“. Bald machte sich Š. als Autor hist. Aufsätze und Übers. literar. Werke u. a. von Heine, A. v. Meissner (s. d.) und Adolf v. Wilbrandt einen Namen. Ab 1868 gehörte er zu den aktivsten Organisatoren der Taborbewegung. Die von ihm 1870 gegr. und red. demokrat. Z. „Říp“ und „Podřipan“ unterstützten die preuß. Politik in Dtld. und widmeten ihre bes. Aufmerksamkeit den Auslandstschechen. Ab 1868 Sekr. der Bez.vertretung in Raudnitz (Roudnice nad Labem), erkannte er bald die Bedeutung der Selbstverwaltung in den ländl. Gebieten für den Aufstieg der jungtschech. Opposition. Unter seiner Führung wurde die reiche Elbegegend um Raudnitz und Melnik (Mělník) ab 1874 zu einem der wichtigsten Stützpunkte der jungtschech. Nationalen Freisinnigen Partei, in der er zu jenen führenden Liberalen zählte, die radikale Tendenzen ablehnten. Allerdings geriet er in heftigen polit. Gegensatz zu den Vertretern der Alttschechen, die 1885 seine Absetzung als Bez.sekr. durchsetzten. Š. trat außerdem als Förderer tschech. Unternehmungen im Bereich der Ind. und des Verkehrswesens im Raudnitzer Bez. hervor. Ab Ende der 1880er Jahre hatte er zahlreiche polit. Ämter inne. 1889–1907 Abg. des böhm. LT, wurde er 1890 in den RR gewählt (bis 1906) und fungierte 1891–1911 als Bgm. von Raudnitz.

W.: Básně, 1866; Historické povídky, 2 Bde., 1874–75; O významu českého Sokolstva v národě našem, 1886; Nejnovější a nejúplnější tajemník lásky a dvorný společník, o. J.; Beitrr. in Z.; etc. – Nachlaß, Literární archiv PNP, Praha, Státní okresní archiv, Litoměřice, beide Tschechien.
L.: Národní listy, 18. 12. 1918; Hahn, 1891; Lišková; Otto; Otto, Erg.Bd.; Rieger; Wurzbach; M. Navrátil, Almanach sněmu království Českého 1895–1901, 1896 (m. B.); G. Kolmer, Das neue Parlament (= Parlamentar. Jb. 5), 1897; H. Siebenschein, in: Česká revue 20, 1926/27, S. 9ff.; J. Kořalka, in: Archiv für Sozialgeschichte 5, 1965, bes. S. 333; B. M. Garver, The Young Czech Party 1874–1901 and the emergence of a multi-party system, 1978, s. Reg.; J. Marek, J. Goll, 1991, S. 65ff.; M. Pokorná, in: J. Goll a jeho žáci, 2005, S. 635ff.; M. Hlavačka, Zlatý věk české samosprávy, 2006, S. 9.
(J. Kořalka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 30
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