Srdinko, Otakar (1875–1930), Histologe, Embryologe und Politiker

Srdinko Otakar, Histologe, Embryologe und Politiker. Geb. Freihöfen, Böhmen (Svobodné Dvory, Tschechien), 1. 1. 1875; gest. Praha, Tschechoslowakei (Tschechien), 21. 12. 1930. Sohn von Hynek S. (s. u.). Nach Absolv. des Gymn. in Königgrätz (Hradec Králové) stud. S. ab 1893 Med. an der Univ. Prag; 1899 Dr. med. Ab 1900 als Ass. am Inst. für Histol. und Embryol. tätig, vervollkommnete er 1901–11 seine Ausbildung auf mehreren kurzen Stud.aufenthalten im Ausland. Bereits 1901 konnte sich S. an der Tschech. Univ. in Prag für Histol. und Embryol. habil. 1906 ao. Prof., erhielt er 1908 die Venia legendi für mikroskop. Anatomie an der TH in Prag. 1912 Tit.Prof., wurde S. 1917 zum o. Prof. und gleichzeitig zum Vorstand des Inst. für Histol. und Embryol. ernannt; 1918/19 Dekan der med. Fak. Wiss. befaßte sich S. mit der Histol. und Entwicklung der Nebenniere sowie mit der Histol., Histogenesis und Funktionsarchitektur von Bindegewebe. Sein umfangreiches med. Œuvre umfaßt zahlreiche Fachstud., insbes. bereicherte er die med. Terminol. mit neuen Ausdrücken. International anerkannt, galt S. auch als guter Organisator und initiierte 1925 die Errichtung des heutigen Purkyně-Inst. an der Karlsuniv. Seit seiner Jugend war er überzeugter Anhänger und Theoretiker der Agrarbewegung und vertrat als erster die Idee, eine Organisation der Agrarpartei auch in Prag zu gründen. So beteiligte er sich an der Formulierung des Parteiprogramms und setzte sich für die wirtschaftl., nationalen, sozialen und kulturellen Forderungen der tschech. Bauern ein. 1907 gründete er die Vereinigung der Landakademiker, den späteren Zentralverband der Agrarakademiker, der die Interessen der vom Land kommenden Intelligenz vertrat. Von 1918 bis zu seinem Lebensende war er Mitgl. des Nationalkomitees in der Nationalversmlg. und widmete sich als Abg. v. a. Bildungs- und Kulturfragen. 1925–26 Minister für Schulwesen und Volkskultur, 1926–29 Minister für Landwirtschaft. Zu seinen Interessensgebieten gehörte auch die Ethnographie. 1897 gab er eine Studie über seinen Geburtsort heraus. Darüber hinaus veröff. er mehrere 100 Artikel über Schulwesen, Landwirtschaft und Volkskultur und schrieb Beitrr. über die tschech. Bevölkerung in „Národopisný věstník“. S. war Mitgl. der kgl. böhm. Ges. der Wiss. und der Böhm. Akad. der Wiss. und Kunst. Sein Vater, Hynek S. (geb. Freihofen, 3. [2.] 6. 1847; gest. ebd., 15. 1. 1932), absolv. die Handelsakad. in Prag, danach eine landwirtschaftl. Schule und übernahm 1873 das väterl. Gut. Er war ab 1880 Gmd.vorsteher von Freihöfen, 1903–18 Bez.obmann von Königgrätz sowie Mitgl. des böhm. Landeskulturrats. Hynek S. engagierte sich als Mitgl. des böhm. LT (1901–07) und als Abg. im RR (1907–18) bes. für agrar. Interessen und spielte auch in der Tschech. Agrarierpartei eine führende Rolle.

W.: s. u. Volf.
L.: NWT, 23., WZ, 24. 12. 1930; Fischer; Otto; M. Navrátil, Almanach českých lékařů, 1913; Album representantů všech oborů veřejného života československého, 1927, S. 25, 1126 (m. B.); J. Volf, in: Almanach České akad. věd a umění 41, 1930, S. 957ff. (m. W.); Věstník Československého zemědělského mus., 1931, Nr. 1, S. 66f.; Biografický slovník pražské lékařské fak. 1348–1939, 2, 1993; Politická elita meziválečného Československa 1918–38 …, 1998 (m. B.); J. Tomeš u. a., Český biografický slovník XX. století 3, 1999; A. Šlechtová – J. Levora, Členové České akad. věd a umění 1890–1952, 2004, S. 276. – Hynek S.: Freund, 1907, 1911 (m. B.); Lišková; R. Luft, Parlamentar. Führungsgruppen und polit. Strukturen in der tschech. Ges. 1907–14, 1–2, phil. Diss. Mainz, 2001 (m. W. u. L.).
(M. Makariusová – Ch. Mentschl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 61f.
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