Stadion-Warthausen, Franz Ser. Gf. von (1806–1853), Verwaltungsbeamter und Politiker

Stadion-Warthausen Franz Ser. Gf. von, Verwaltungsbeamter und Politiker. Geb. Wien, 27. 7. 1806; gest. ebd., 8. 6. 1853; röm.-kath. Sohn von Johann Philipp Karl Gf. v. S.-W. (s. d.). Nach jurist.-phil. Stud. an der Univ. Wien trat S. 1827 als Konzeptspraktikant bei der nö. Regierung in den Staatsdienst, wo er rasch Karriere machte: 1828 nach Lemberg (L’viv), 1829 nach Stanislau (Ivano-Frankivs’k) versetzt, stieg S. 1830 zum Kreiskoär. in Rzeszów auf. 1832 wurde er Gubernialsekr. in Innsbruck, bereits 1834 w. HR bei der Allg. Hofkammer in Wien, 1841 avancierte er zum Gouverneur des Küstenlandes mit Sitz in Triest. Der Erfolg seiner dort umgesetzten Reformen, wie etwa der Einführung der Gmd.selbstverwaltung oder des Ausbaus des Volksschulwesens, trug 1847 wesentl. zu seiner Ernennung zum Gouverneur von Galizien bei. S. gelang es, in dem durch die Bauernunruhen von 1846 krisengeschüttelten Land auch nach der Märzrevolution 1848 die Ordnung zu erhalten. Durch die Aufhebung der Robotverpflichtungen der zumeist ruthen. Bauern im April 1848 zog sich S. die Gegnerschaft des poln. Adels zu; sein Verbleiben in Galizien war damit unmögl. geworden. Im Juni 1848 folgte er einem Ruf an das Hoflager nach Innsbruck, lehnte aber sowohl das Angebot, selbst eine Regierung zu bilden, als auch den Eintritt in das Kabinett Pillersdorf ab. Stattdessen trat S. als galiz. Abg. in den österr. Reichstag ein. Die Ereignisse der Wr. Oktoberrevolution bewogen ihn zur Flucht zum Hoflager nach Olmütz (Olomouc), wo er in der im November 1848 gebildeten Regierung Schwarzenberg mit dem Innenmin. und – prov. – mit dem Unterrichtsmin. betraut wurde. S. trat hier im März 1849 insbes. durch den Entwurf der oktroyierten Verfassung und des prov. Gmd.gesetzes hervor. Infolge seines zunehmenden geistigen Verfalls wurde S., der zeitlebens an einer Sprachstörung gelitten hatte, auf eigenes Gesuch im Juli 1849 von den Regierungsgeschäften enthoben, blieb jedoch bis zu seinem Tod Minister ohne Portefeuille.

L.: ADB; NÖB 14, S. 62ff. (m. B.); Wurzbach; R. Hirsch, F. Gf. S., 1861; R. Till, in: Gestalter der Geschicke Österr., ed. H. Hantsch (= Stud. der Wr. Kath. Akad. 2), 1962, S. 379ff. (m. B.); R. Hoke, in: Persönlichkeiten der Verwaltung, ed. K. G. A. Jeserich – H. Neuhaus, 1991, s. Reg. (m. B. u. L.); A. Gottsmann, Der Reichstag von Kremsier und die Regierung Schwarzenberg, 1995, s. Reg.
(S. Lippert)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 69
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