Stadl, Josef von (1828–1893), Baumeister und Architekt

Stadl Josef von, Baumeister und Architekt. Geb. Steinach (Steinach am Brenner, Tirol), 26. 3. 1828; gest. Hall (Hall in Tirol, Tirol), 21. 12. 1893; röm.-kath. Die Familie führte seit dem 17. Jh. den Namen „von Stadl“. Sohn des Gast- und Landwirts sowie mehrmaligen Gmd.vorstehers in Steinach Ignaz, der 1848 in den LT gewählt wurde, Vater von Peter v. S. (s. d.), ab 1867 verehel. mit der in München ausgebildeten Historienmalerin Maria, geb. Pfefferer (1839–1909), der Tochter eines Brunecker Arztes. S. besuchte die Volksschule in Steinach und Matrei am Brenner, ab 1841 die Normal-Musterhauptschule in Innsbruck und kehrte 1843 wieder nach Hause zurück, wo er – in seiner Ausbildung Autodidakt – Baupläne zeichnete und sich dem Drechseln, Schlossern etc. widmete. 1848 rückte S. bei der Steinacher freiwilligen Scharfschützenkomp. ein und lernte dort den Bildhauer Michael Stolz kennen, mit dem er Bozen (Bolzano) und Trient (Trento) besuchte. 1852 vermittelte ihn dieser als Mitarb. des Architekten Vinzenz Statz nach Köln, S. mußte allerdings krankheitsbedingt nach wenigen Monaten nach Steinach zurückkehren; 1865 übersiedelte er nach Innsbruck. Seinen ersten großen Auftrag – den Wiederaufbau von Kirche, Pfarr- und Schulhaus – erhielt S. nach dem Dorfbrand in Steinach (1853); weitere Aufträge v. a. für Neu-, Um- und Erweiterungsbauten für über 40 Kirchen (u. a. Landeck, Fritzens, Pfaffenhofen) in Nachahmung des von ihm bevorzugten roman., bisweilen frühgot. Stils, Planungen von Friedhofsanlagen sowie öff. und privaten Profanbauten folgten. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen das Mutterhaus und die Kirche der Barmherzigen Schwestern in Zams, 1871–73, die Landesgebärklinik in Innsbruck (heute Landesarchiv), 1887/88, sowie 1873–78 das Knabenseminar Vinzentinum mit Kirche in Brixen (Bressanone), ein Hauptwerk der Neuromanik in Südtirol. Daneben fungierte S. auch als Bauleiter für Projekte anderer Künstler (z. B. St.-Nikolaus-Kirche, Innsbruck). Gem. mit A. Neuhauser und G. Mader (beide s. d.) begründete S. 1861 die Tiroler Glasmalerei-Anstalt, für die er nach deren Übersiedlung nach Wilten (Innsbruck) die Werksgebäude (1869/70) plante; 1881 schied er aus der Fa. aus. S. wurde 1878 von V. F. Gasser (s. d.) zum Diözesan-Architekten ernannt und mit dem Ritterkreuz des päpstl. St. Gregorius-Ordens ausgez. Er verstarb während der Planung zu einer neuen Pfarrkirche für Pradl (Innsbruck).

W.: s. u. Rainer.
L. (tw. auch unter Vonstadl): Innsbrucker Nachrichten, 5. 5. 1882; Bote für Tirol, 16., 18. 1. 1894; Thieme–Becker; P. J. M. Reiter, in: Programm des k. k. Ober-Gymn. der Franciscaner zu Hall … 1894–95, 1895, S. 14f.; Tiroler Ehrenkranz, ed. A. Lanner, 1925, S. 119ff. (m. B.); K. Fischnaler, Innsbrucker Chronik 5, 1934, S. 220; J. Weingartner, Die Kunstdenkmäler Südtirols 1–2, 7. Aufl., red. M. Hörmann-Weingartner, 1985–91, s. Reg.; M. L. Crosina, in: La Chiesa di Santa Maria Assunta ad Arco, Riva del Garda 1992, S. 241ff. (Kat.); E. Oberkofler, in: Südtirol in Wort und Bild 37, 1993, H. 4, S. 33f. (m. B.); P. Rainer, in: Der Schlern 75, 2001, S. 500ff. (m. W.); R. Rampold, 140 Jahre Tiroler Glasmalerei und Mosaik-Anstalt 1861–2001, 2002, S. 9f., 13, 18, 49; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., neubearb. Aufl. 2005; Dokumentation Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck, Tirol.
(E. Hastaba)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 70f.
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