Stalmach, Paul (Paweł) (1824–1891), Theologe, Publizist und Politiker

Stalmach Paul (Paweł), Theologe, Publizist und Politiker. Geb. Bazanowitz, Schlesien (Bażanowice, Polen), 13. 8. 1824; gest. Teschen, Schlesien (Cieszyn, Polen / Český Těšín, Tschechien), 13. 11. 1891; evang. AB, 1891 röm.-kath. Sohn eines Kleinbauern. S. stud. nach der Matura am evang. Gymn. in Teschen 1843–45 am Evang. Lyzeum in Preßburg, wo er unter dem Einfluß von Ľudevit Štúr seine eigene slaw. Nationalität und die poln. Identität der Schlesier erkannte. Štúrs Leitbild des polit. Wirkens bestimmte den weiteren Lebensweg S.s. In Wien, wo er seine theol. Stud. 1845–48 fortsetzte, wurde er mit dem panslawist. gesinnten galiz. Fürsten J. Lubomirski (s. d.) bekannt. Dieser nahm ihn 1848 zum Slawenkongress nach Prag mit, wo S. der ruthen.-poln. Sektion beitrat und der Kongreßleitung zwei Memoranden übergab, in denen er eine Vereinigung des Teschener Hg.tums mit Polen (Galizien) forderte und tschech. Gebietsansprüche ablehnte. Der polit. Bruch mit den Tschechen und der Gegensatz zur dt. und schlonsakischen (westschles.-poln.) Bevölkerung des Landes, die zur gleichen Zeit ihre Abg. in die Frankfurter Nationalversmlg. entsandt hatte, war nicht mehr zu übersehen. An der Protestant.-theol. Lehranstalt hatte sich S. erfolgreich für eine stärkere sprachl. Rücksichtnahme auf die slaw. Studenten in den prakt.-theol. Disziplinen eingesetzt. Nach Abschluß seines Stud. ging er allerdings nicht ins geistl. Amt, sondern wurde Publizist, Begründer und Hrsg. der WS „Gwiazdka“ bzw. „Gwiazdka Cieszyńska“, die 1851–1939 erschien. Seine Bedeutung für den poln. Volkstums- und Nationalgedanken im Teschener Hg.tum ist bis heute unbestritten. Er trachtete, ihn mit dem Katholizismus als der poln. Nationalreligion zu verbinden. Seine Bemühung, unter der evang. Bevölkerung Einfluß zu gewinnen, hatte allerdings nur geringen Erfolg. Sie scheiterte an der Konfessionsgrenze und erlosch im österr. Kulturkampf, in dem die Führung der evang. Kirche im Ringen um konfessionelle Gleichberechtigung den mähr.-schles. Superintendenten C. S. Schneider und Th. K. Haase (beide s. d.) zugefallen war. 1873 hatte die „Gwiazdka Cieszyńska“ den Charakter eines von der kath. Geistlichkeit Galiziens gestützten poln. klerikalen Blattes angenommen. Auf seinem Sterbelager ist S. auch offiziell der röm.-kath. Kirche beigetreten.

L.: Otto; PSB (m. L.); Rieger; Wurzbach; O. Wagner, Mutterkirche vieler Länder. Geschichte der Evang. Kirche im Hg.tum Teschen 1545–1918/20, 1978, s. Reg.; Biografický slovník Slezska a severní Moravy 1, 1993.
(K. Schwarz – O. Wagner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 83f.
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