Stanke, Franz (1765–1844), Glockengießer

Stanke Franz, Glockengießer. Geb. Troppau, Schlesien (Opava, Tschechien), 30. 10. 1765; gest. Olmütz, Mähren (Olomouc, Tschechien), 8. 11. 1844. Aus einer Troppauer Glockengießerfamilie stammend, Sohn von Franz Valentin S. (1734–1791), Vater von Leopold Franz S. (s. u.). S. übernahm 1798 von seiner Mutter die väterl. Glockengießerei, die er 1802 erweiterte und bis 1820 führte. Da er sich in Olmütz eine bessere Auftragslage erhoffte, erwarb er 1820 die dortige aufgehobene Glockengießerei Anton Obletters, liquidierte im selben Jahr das Troppauer Unternehmen und übersiedelte 1821 mit seiner Familie nach Olmütz. Hier goß er in den folgenden Jahren Glocken für Nord- und Ostmähren, österr. Schlesien sowie diverse Kirchen der Olmützer Erzdiözese in preuß. Schlesien. Von S. sind mehr als hundert Glocken mit figuralen Reliefbildern von Heiligen, Wappen der Stifter bzw. mit latein., dt. und tschech. Inschriften bekannt. Um 1830 übernahm sein Sohn Leopold Franz S. (geb. Troppau, 4. 7. 1800; gest. Olmütz, 11. 5. 1873) den Olmützer Betrieb und führte ihn bis Mitte der 1860er Jahre weiter. 1866 mußte er Konkurs anmelden, da die Konkurrenz der modernen Wr. Glockengießereien infolge der neuen Eisenbahnverbindung übermächtig geworden war. Auch Leopold Franz S. schuf hunderte Glocken, hauptsächl. für Mittel-, Nord- und Ostmähren, österr. und preuß. Schlesien und Ostböhmen, die techn. und künstler. gut ausgeführt sind, jedoch irrtüml. seinem Vater zugeschrieben werden. Aufgrund des Materialbedarfs wurden zahlreiche der S.schen Glocken während der beiden Weltkriege für die Metallproduktion requiriert.

L.: B. Indra, in: Časopis Slezského muz., Ser. B, 28, 1979, S. 57ff. (auch für die anderen Familienmitgl.). – Leopold Franz S.: B. Indra, in: Časopis Slezského muz., Ser. B, 27, 1978, S. 159f., 28, 1979, S. 65.
(B. Indra)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 93
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