Stanković, Kornelije (1831–1865), Melograph, Komponist und Pianist

Stanković Kornelije, Melograph, Komponist und Pianist. Geb. Ofen (Budapest, Ungarn), 30. 8. 1831; gest. ebd., 16. 4. 1865; serb.-orthodox. Aus einer serb. Familie stammend und früh verwaist, besuchte S. die Schule in Arad, Szeged und Pest, wo er auch Unterricht in Violine und Klavier erhielt, und setzte sein Musikstud. ab 1850 in Wien bei S. Sechter (s. d.) fort. Vom vielfältigen Musikleben der Stadt angeregt, komponierte er hier seine ersten Werke, begann aber unter dem Einfluß des panslawist. Kreises um Karadžić (s. d.) serb. Volkslieder aufzuzeichnen. Diese Kompositionen bildeten auch einen Tl. der gem. mit seinem Freund, dem Maler und Sänger Stefan (Steva) Todorović, veranstalteten öff. Konzerte in Wien, Pest, Südungarn und Serbien. In Wien schrieb S. 1851 auch seine erste Kirchenkomposition, die „Liturgija sv. Jovana Zlatoustog“ für gemischten Chor, die im selben Jahr in der Hauskapelle des serb. Patriarchen Rajačić v. Brinski (s. d.), 1853 im Wr. Musikver. aufgef. und 1862 in Wien gedruckt wurde; 1852 folgte eine Auff. seiner zweiten Liturgie. S. ging 1855 nach Karlowitz (Sremski Karlovci), wo er mit Atanasije Popović, dem führenden Experten des traditionellen serb. Kirchengesangs, arbeitete. Das Ergebnis seiner dort und in den Klöstern der Fruška Gora mit Unterbrechungen bis 1863 durchgeführten Aufzeichnungen aus dem Jahresrepertoire der serb. Liturgie legte S. in 18 (im Autograph erhaltenen Bde.) nieder. Bei der Arbeit an der Harmonisierung dieser Melodien wurde er von Sechter unterstützt, wie u. a. deren umfangreiche Korrespondenz beweist. Von Bedeutung waren auch S.’ Impulse für das Musikleben Belgrads, wo er 1856 vom Serb. Singver., der damals einzigen Musikinstitution der Stadt, als Ehrenmitgl. aufgenommen wurde und in diesem zahlreiche Reformen durchführte. Ebenso geht die Anregung zur Gründung einer Musikschule in Belgrad auf ihn zurück. Dank seiner Liedersmlgg. fanden serb. Melodien auch Eingang in die Werke von Komponisten wie Ferdinand Bayer, Johann Strauß Sohn, Nikolai Rimski-Korsakow und Peter Iljitsch Tschaikowsky. Von seinen schon zu seinen Lebzeiten von Kirchenchören und Musikver. in der Monarchie und in Serbien rezipierten Werken werden die Kirchengesänge in den letzten Jahren immer häufiger aufgef.

W. (auch s. u. K. S. and his time; Materialiensmlg. ÖBL): Serb. Volkslieder, 1858 (?), Chants nationaux Serbes, 1859, Serb. Volkslieder, 2 Bde., 1862–63, Serb. Kirchengesang, 3 Bde., 1862–64, Klavierwerke (Variationen auf die Melodien serb. Lieder, Bearb. von serb. Volksliedern, Tänze), alle in Wien gedruckt; Complete Works of K. S., 1, 2004ff. – Kirchenmusik, Autographe, 18 Bde., Archiv Srpska akad. nauka i umetnosti, Beograd, Serbien.
L.: Enc. Jug. (m. B.); Grove, 2001; Muzička Enc., 2. Aufl. (m. B.); oeml; Wurzbach; S. Ðuzić-Klajn, Serbian Music through the Ages, 1972, S. 56ff.; D. Cvetko, Musikgeschichte der Südslawen, 1975, S. 151f.; K. S. and his time, ed. D. Stefanović (= Serbian Acad. of Sciences and Arts. Inst. of Musicology XXIV/1), 1985 (m. W. u. L.); R. Flotzinger, ebd., S. 41ff.; D. Petrović, in: 100 Most Eminent Serbs, 2004, S. 248ff.; M. Kokanović, in: K. S., ed. D. Petrović (= Piano Music 1), 2004, S. 15ff.; Materialiensmlg. ÖBL, Wien.
(D. Petrović)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 94
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