Stapf, Joseph Ambros (Ambrosius) (1785–1844), Theologe

Stapf Joseph Ambros (Ambrosius), Theologe. Geb. Fließ (Tirol), 15. 8. 1785; gest. Brixen, Tirol (Bressanone/Brixen, Italien), 10. 1. 1844; röm.-kath. Bauernsohn. S. trat nach Absolv. des Gymn. der Franziskaner in Hall (Hall in Tirol) 1803 in das Kloster dieses Ordens in Schwaz ein, legte 1806 die Profeß ab und erhielt 1809 die Priesterweihe. Nach Auflösung der Tiroler Franziskanerprov. durch die bayr. Regierung 1810 als Hilfspriester in der Diözese Freising verwendet, mußte er sich 1815 aufgrund des herrschenden Priestermangels säkularisieren lassen, betrachtete sich aber innerl. weiterhin als zum Orden gehörig. Nach Tätigkeit als Kurat im Zillertal (Ried, 1816–18, Tux, 1818–21) wurde er 1821 als Nachfolger Spechtenhausers (s. d.) Prof. der Moraltheol. am Lyzeum in Innsbruck. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein entschiedener Gegner der Phil. der Aufklärung und des josephin. Staatskirchentums, vertrat er gem. mit Feichter und Sinnacher (beide s. d.) die streng kirchl. Richtung des Brixner fürstbischöfl. Ordinariats und wurde nach der Aufhebung des theol. Stud. am Innsbrucker Lyzeum und der Gründung der Diözesanlehranstalt in Brixen 1824 an dieser Prof. der Moraltheol. und Erziehungslehre, ein Amt, das er 1841 krankheitshalber niederlegen mußte. Von Galura (s. d.) sehr geschätzt, wurde S. 1831 zum Konsistorialrat, 1837 zum Ehrendomherrn und 1840 zum Domherrn des Brixner Domkapitels ernannt; 1834 Dr. h. c. der Univ. Wien. S. bekämpfte alle jene Strömungen seiner Zeit, die die christl. Sittenlehre aus der natürl. Vernunft zu begründen suchten, und wies daher der Phil. der Theol. gegenüber, der sich auf die geoffenbarten Glaubenswahrheiten berufenden, eine ledigl. untergeordnete Rolle zu. Sein Hauptwerk, die „Theologia moralis“, wurde viel benutzt, sein Auszug aus diesem, die „Epitome theologiae moralis“, diente durch viele Jahre als offizielles Vorlesebuch an allen theol. Lehranstalten der Monarchie.

W.: Theologia moralis in compendium redacta, 4 Bde., 1827–30, 7. Aufl., ed. J. Hoffmann, 1855; Erziehungslehre im Geiste der kath. Kirche, 1832, 6. Aufl., ed. B. Schulz, 1913; Epitome theologiae moralis, 2 Bde., 1832, 3. Aufl., ed. J. Hoffmann – S. Aichner, 1863–65; Die christl. Moral, 4 Bde., 1840–42, 2. Aufl.: Die christl. Sittenlehre, bearb. J. Hoffmann, 3 Bde., 1848–49; etc.
L.: Bote für Tirol, 15., 22., 25. 1. 1844; ADB; Bautz; LThK, 3. Aufl.; Wurzbach; D. Aberle, in: Theol. Quartalschrift 33, 1851, S. 148ff.; G. Tinkhauser – L. Rapp, Topograph.-hist.-statist. Beschreibung der Diöcese Brixen … 4, 1889, S. 616f.; J. Freiseisen, Rückblick auf die 300jährige Geschichte des Priesterseminars in Brixen …, 1908, S. 128ff.; W. Albs, J. A. S., theol. Diss. Freiburg im Breisgau, 1941; L. Lentner, Katechetik und Religionsunterricht in Österr. 1, 1955, S. 326ff.; A. Mitterbacher, Der Einfluß der Aufklärung an der theol. Fak. der Univ. Innsbruck (1790–1823) (= Forschungen zur Innsbrucker Univ.geschichte 2), 1962, s. Reg.; M. van de Ven, Monumentum A. S., theol. Diss. Rom, 1963; H. Strohmeyer, Beitrr. zur Geschichte der Leibesübungen in Österr. (= Wr. Beitrr. zur Sportgeschichte 1), 1975, S. 215; UA, Wien.
(H. Reitterer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 97
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